SVP beginnt an eigenem Vorstoss zu zweifeln

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Bürger an die Waffen! SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor (53) ist ein Dorn im Auge, dass eine Waffe für den Schutz benötigt werden muss, damit die Waffentragbewilligung erteilt wird. Jede und jeder, nicht nur Polizei und Sicherheitsdienste, sollen Waffen tragen dürfen. Die Kontroverse am Montag in der Sicherheitskommission ist vorprogrammiert. Selbst Addors Parteikollegen mahnen zur Mässigung.

Jean-Luc Addor
SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor. - parlament.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein SVP-Vorstoss verlangt, dass das Waffentragen auch ohne Begründung erlaubt wird.
  • Selbst SVP-Vertreter haben nun Zweifel, ob das eine praktikable Idee ist.

Nationalrätin Chantal Galladé (44, SP/ZH) ist schockiert: «Bei dieser Vorstellung stehen mir die Haare zu Berge». Ihr komme es vor, als wolle Kollege Jean-Luc Addor (SVP/VS) in der Schweiz punkto Waffentragen amerikanische Verhältnisse einführen. «Wenn man deren Zahlen von Schusswaffen-Toten anschaut, ist das bestimmt keine gute Idee.»

Addor begründet seinen Vorstoss mit mehr Sicherheit. So habe ein Juwelier keinen Waffentragschein erhalten, obwohl er bereits mehrmals überfallen worden sei. Und die jüngsten Attentate in europäischen Ländern wie Frankreich, Belgien und Deutschland zeigten, dass es ein Umdenken brauche.

Bürger sollen sich selbst wehren können

Eine erhöhte Militär- und Polizeipräsenz im öffentlichen Raum böten keinen besseren Schutz vor Attentaten, Schiessereien und Blutbädern. «Hier kommt das Konzept des ‹Waffentragens für Bürgerinnen und Bürger› als zusätzliche Sicherheitsmassnahme ins Spiel», schreibt Addor in seinem Vorstoss.

Selbst SVPler krebsen zurück

Den Vorstoss mitunterschrieben hat auch Werner Salzmann (54, SVP/BE). Mittlerweile hat aber auch er Zweifel, ob die Idee zu Ende gedacht ist: «Die Polizei kann dann nicht mehr unterscheiden, wer der Gute und wer der Böse ist.»

Offenbar hat das Attentat in Las Vegas mit 58 Toten und über 500 Verletzten zum Umdenken beigetragen. Die freie Verfügbarkeit von Schusswaffen hatte es dem Täter erlaubt, rund zwei Dutzend Waffen bereit zu halten.

«Mehr Tote wären garantiert»

«Es braucht nicht mal Las Vegas», sagt dazu SPlerin Chantal Galladé. «Angenommen ein Terrorist schiesst, nehmen dann alle die Schusswaffe hervor und schiessen? Die Polizei wüsste ja nicht mehr, wer die Terroristen sind.»

Ganz generell würde ein lascheres Waffengesetz zu mehr statt weniger Toten führen, glaubt Galladé. Es müsse sich nur jemand bedroht fühlen. «Nachts in einer Unterführung, es kommt jemand entgegen und fasst in die Jackentasche. Schiessen Sie dann gleich?» fragt Galladé.

Schusswaffen müsse man den Profis überlassen, denn selbst diese müssten täglich den Umgang damit trainieren. Galladé zweifelt aber, dass dies am Montag auch die Sicherheitskommission so sieht, auch wenn nun SVPler zurückkrebsten. Die Waffenlobby sei extrem stark. «Ich lege für gar nichts mehr die Hand ins Feuer.»

Kommentare

User #3313 (nicht angemeldet)

Galladé hat ein Erlebnis in der Familie und wie etwas persönliches auf die Allgemeinheit übertragen finde ich nicht akzeptabel.

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