Swisscom: Politik macht nach Panne Druck
Für eine halbe Stunde hatten Kunden der Swisscom gestern kein Internet. Die Politik lässt das nicht durchgehen. Bald muss Chef Urs Schaeppi antraben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Swisscom kämpft vermehrt mit Störungen.
- Swisscom-Chef Urs Schaeppi wird sich bald vor der Fernmeldekommission erklären müssen.
Kurz nach 11 Uhr war Schluss mit Internet. Die Swisscom kämpfte erneut mit einer schweizweiten Störung. Betroffen waren Festnetz- und Mobilfunkkunden. Nach knapp einer halben Stunde war das Problem behoben.
Es ist nicht das erste Mal dieses Jahr, dass der blaue Riese mit einer Störung kämpft. Keinen Monat ist es her, dass in Teilen der Schweiz stundenlang der Notruf ausgefallen war. Swisscom-Konzernchef Urs Schaeppi hatte sich darauf öffentlich entschuldigt.
Ob er das auch dieses Mal tut? Man arbeite die Ursache der Störung im Detail aus, hiess es gestern aus der Konzern-Zentrale.
Politisch haben die Störungen ein Nachspiel. Michael Töngi, Nationalrat Grüne und Präsident der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen, sagt: «Meine Kommission wird die Swisscom zu einer Aussprache einladen.» Dabei werde man insbesondere über den Ausfall der Notrufnummern Aufklärung verlangen.
Privatisierung der Swisscom kein Thema
Die erneute Störung überrascht Töngi nicht, «da es in den letzten zwei Jahren immer wieder Probleme gab». Ärgerlich sei es trotzdem, zumal immer wieder Besserung versprochen worden sei.
Heute gehört der blaue Riese zu 51 Prozent dem Staat. Wäre eine Komplettprivatisierung die Lösung? Davon will der Grüne nichts wissen. «Im Gegenteil, wir müssen überprüfen, ob aufgrund des Marktdrucks die Swisscom die richtigen Investitionsentscheide getroffen hat – oder etwa Investitionen in die Netzstabilität vernachlässigt hat.»
Auch auf bürgerlicher Seite will man an den Anteilsverhältnissen nicht rütteln. Eine vollkommene Privatisierung ist für Mitte-Nationalrat Martin Candinas ein «No-Go». «Die jetzige Mischform hat sich etabliert. Nur so können wir Druck machen und unsere Anliegen einbringen.»
Swisscom im Europa-Vergleich gut
Candinas hält fest, dass die Swisscom im europäischen Vergleich gut dastehe. «Doch gut reicht nicht. Man darf von einem bundesnahen Unternehmen mehr verlangen.»
Am Stuhl von Urs Schaeppi sägen will der Mitte-Mann dennoch nicht. Denn: «Es ist nicht die Aufgabe eines Bundesparlamentariers, über Personalpolitik zu diskutieren.»
Der bürgerliche Politiker hofft, dass eine Vorladung in der Kommission Klärung bringt. «Es ist jetzt unsere Pflicht, von der Swisscom Informationen zu verlangen.»
Die ständigen Ausfälle seien ärgerlich und werfen kein gutes Licht auf das Unternehmen, sagt Gregor Rutz. Anders als seine Kommissionskollegen befürwortet der SVP-Nationalrat eine Privatisierung.
«Die Tarifentwicklung in verschiedenen Bereichen hat deutlich gezeigt, dass mehr Wettbewerb für die Kunden letztlich bessere Leistungen und tiefere Preise bringt.» Vor diesem Hintergrund müsste man sich diesen Schritt ernsthaft überlegen.