Tag der Mehrsprachigkeit im Parlament mit Sprachen-Wirrwarr
Am «Tag der Mehrsprachigkeit» haben Parlamentarier die Muttersprache gegen eine andere Landessprache getauscht. Mit unterschiedlichem Erfolg.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Nationalrat wurde heute absichtlich nicht die Muttersprache gesprochen.
- Damit sollte der Tag der Mehrsprachigkeit gewürdigt werden.
- Ein Waadtländer mühte sich gar mit Rätoromanisch ab.
Was «Finanzierung der Gesundheitsleistungen aus einer Hand» auf Französisch heisst, lernt man nicht in der Schule. Ausgerechnet bei diesem Traktandum wollte Nationalratspräsidentin Marina Carobbio heute aber ein Zeichen für die Mehrsprachigkeit setzen. Sie rief dazu auf, am Podium nicht in der Muttersprache zu sprechen. Einige Mutige würdigten so tatsächlich den «Tag der Mehrsprachigkeit» – die nicht über alle Zweifel erhabenen Resultate sehen Sie im Video.
«Care colleghi, caras collegas»
Am mutigsten war der Walliser CVP-Nationalrat Benjamin Roduit, der sich gleich in allen vier Landessprachen versuchte. Seine Leistung in Deutsch war okay, wenn auch ein Hindernislauf. Italienisch und Rätoromanisch können wir nicht guten Gewissens würdigen, aber von den Romanen im Parlament gab es jedenfalls «Daumen rauf».
CVP-Nationalrat Martin Candinas betont, dass Roduits Effort zwar amüsant anmuten möge, aber eigentlich brauche es viel mehr davon. Candinas ist Präsident der Parlamentarischen Gruppe «lingua e cultura rumantscha» und hat selbst erst in der Mittelstufe Deutsch gelernt. Tage wie heute erinnerten die übrige Schweiz daran, dass Romanen tagtäglich damit konfrontiert seien, dass sie nicht in ihrer Muttersprache kommunizieren könnten.
Mehrspachigkeit muss Thema bleiben
Es sei keineswegs so, dass damit die rätoromanische Minderheit folkloristisch verniedlicht werde, so Candinas. «Natürlich haben gewisse Parlamentarier etwas mehr Mühe gehabt, aber man hat nicht darüber gelacht.» In einem viersprachigen Land sei es wichtig, die Viersprachigkeit auch zu leben. So werde sensibilisiert und gegenseitiges Verständnis geschaffen.
Die Vertretung der rätoromanisch Sprechenden im Parlament ist sowohl klein wie auch gross. Nebst Candinas sind der BDP-Nationalrat Duri Campell und der CVP-Ständerat Stefan Engler Muttersprachler. SP-Nationalrätin Silva Semadeni hat als Puschlaverin Italienisch als Muttersprache, spricht aber Rätoromanisch. Das sind «nur» anderthalb Prozent des Parlaments, gesamtschweizerisch sind es aber wohl weniger als ein halbes Prozent.