Überparteiliche Allianz will neue Familienzeit-Initiative lancieren
Gleichberechtigung auch bei der Elternzeit: Vater und Mutter sollen nach der Geburt je 18 Wochen zu Hause bleiben können.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine breite Allianz will eine Familienzeit-Initiative lancieren.
- Beide Elternteile sollen nach der Geburt je 18 Wochen Elternurlaub beziehen können.
- So soll unter anderem auch die Geburtenrate gesteigert werden.
Eine überparteiliche Allianz lanciert die Forderung nach Familienzeit neu und hat eine eidgenössische Volksinitiative dazu angekündigt. Die Rede ist von je bis zu 18 Wochen Familienzeit für Mütter und Väter, bezahlt aus der Erwerbsersatzordnung. Lanciert werden soll die Initiative im Frühling 2025.
Die Pläne stellten Vertreterinnen und Vertreter der Mitte-Partei, Grünen, GLP, des Arbeitnehmer-Dachverbands Travail Suisse und des Frauendachverbands Alliance F vor. Nach ihren Angaben sind im künftigen Initiativkomitee sechs Parteien und die Zivilgesellschaft vertreten.
Mehr Kinder braucht das Land
Die Schweiz brauche mehr Kinder, mehr Fachkräfte und starke KMU-Betriebe, sagte der Schwyzer Mitte-Nationalrat Dominik Blunschy. KMUs könnten nicht mithalten mit grossen Unternehmen, die zum Teil bis zu einem halben Jahr Familienzeit anböten.
«Bis 2030 fehlt uns eine halbe Million Arbeitskräfte, das müssen wir irgendwie kompensieren», so Blunschy. «Wir werden nicht darum herumkommen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.»
Die Geburtenrate von 1,3 Kindern pro Frau sei viel zu tief: «Eine Gesellschaft, die keinen Nachwuchs hat, ist dem Untergang geweiht.» Mehr Kinder, das würde künftig für mehr Wohlstand in der Schweiz sorgen, ist Blunschy überzeugt.
Rollenbilder aufweichen – dank Familienzeit
Eine paritätisch aufgeteilte Elternzeit schaffe eine gemeinsame Verantwortung von Vater und Mutter, sagt Kathrin Bertschy, Co-Präsidentin von Alliance F. «Sie ermöglicht den Müttern, dass sie rascher und in höheren Pensen zurückkommen können in den Arbeitsmarkt.»
So profitiere die Volkswirtschaft: «Einerseits, weil wir mehr Beschäftigte im Arbeitsmarkt haben. Und auf der anderen Seite glücklichere Familien durch eine bessere Vater-Kind-Beziehung, bessere Gesundheit und Lebensqualität.»
Die Initiative solle helfen, die stereotypischen Rollenbilder aufzuweichen. Der Bezug der Familienzeit wäre indes freiwillig. Männern, die dies nicht wollten, rät Bertschy, dies daheim am Küchentisch zu besprechen. «Vielleicht sagt dann die Mutter: Doch, jetzt bist du dran, denn ich gehe jetzt zurück in den Arbeitsmarkt.»
Je 18 Wochen – aber nicht gleichzeitig
Die Allianz will, dass Väter und Mütter je Anrecht auf 18 Wochen Elternzeit haben, die grundsätzlich nacheinander bezogen werden muss. Sie soll den heutigen Mutter- und Vaterschaftsurlaub ersetzen. Lediglich vier Wochen sollen gleichzeitig bezogen werden können.
Finanziert werden soll die Elternzeit aus der Erwerbsersatzordnung. Die Lohnbeiträge müssten um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent erhöht werden. Gemäss einer Ecoplan-Studie sei mit Kosten von rund einer Milliarde Franken im Jahr zu rechnen.
Das Schöne an der Familienzeit sei, dass sie sich selbst finanziere, rechnet Mitte-Nationalrat Blunschy vor. «Bis in 20, 25 Jahren wären die Kosten amortisiert: durch höhere Einnahmen im Steuerbereich, aber auch bei den Sozialversicherungen.»