Unia stellt Lohn-Zahlen des Bundes in Frage
Gemäss dem Bundesamt für Statistik verdient jeder zweite Schweizer über 6500 Franken. Das stimmt nicht, sagt die Gewerkschaft Unia. Grund: Die Berechnungsmethode.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gewerkschaft Unia kritisiert die Lohnerhebung des Bundes.
- Grund: Löhne von Teilzeitangestellten werden auf Vollzeit hochgerechnet.
Es sind schöne Zahlen, die das Bundesamt für Statistik am Montag präsentiert hat. Demnach verdient jeder zweite Schweizer Angestellte mehr als 6502 Franken. Mehr als noch zwei Jahre zuvor.
Doch die Rechnung des Bunds löst Kopfschütteln aus. «Das kann nicht sein, dass jeder Zweite mehr als 6500 Franken verdient», kommentiert eine Nau-Leserin. Und ein anderer Leser findet: «Frech, so etwas zu behaupten.» Ähnlich kritische Stimmen in den sozialen Medien.
70 Prozent der Frauen verdienen unter 5000 Franken
Auch die Gewerkschaft Unia kritisiert die Erhebung. Sie zieht nach einer Analyse der Zahlen ein ernüchterndes Fazit: «Die Realität vieler Angestellten sieht anders aus, als vom BfS berechnet», sagt Sprecherin Leena Schmitter. Denn: «Über 50 Prozent aller Angestellten in der Schweiz bekommen monatlich immer noch weniger als 5‘000 Franken, bei den Frauen sind es sogar 70 Prozent. Das ist nicht vertretbar.»
Und: «Nimmt man die Mindestlohnschwelle von 4‘000 Franken, sind es immer noch 34 Prozent aller Beschäftigten, die weniger verdienen.» Pikant: bei den Frauen sind es sogar 54 Prozent.
Bundesamt rechnet hoch
Wie kommt die Gewerkschaft zu den Zahlen? Die Rechnung ist entscheidend: 37 Prozent arbeiten in der Schweiz Teilzeit. Das Bundesamt rechnet diese Löhne einfach auf den Lohn bei Vollzeitbeschäftigung hoch. Das verzerrt das Bild. Schweizer Arbeitnehmer haben effektiv weniger im Portemonnaie, als es die Zahlen vom BfS angeben.
Ein Dorn im Auge ist Schmitter zudem der Lohnunterschied zwischen Mann und Frau. Der ist zwar letztes Jahr um 0,5 Prozent auf 12 Prozent zurückgegangen. Zu wenig, findet die Gewerkschafterin. «Das Schneckentempo bei der Gleichstellung muss ein Ende haben», findet sie. Und fordert, dass vom Parlament «endlich verbindliche Lohnkontrollen eingeführt werden und Betriebe, welche die Lohngleichheit missachten, bestraft werden.»