Unzufriedene Kantone wegen Verkürzung der Booster-Wartezeit
Am Freitag hat der Bundesrat die Booster-Wartezeit von 6 auf 4 Monate verkürzt. Das gefällt nicht allen Kantonen.
Die Kantone haben die Booster-Kampagne laut Kantonsärzte-Chef Rudolf Hauri nicht verschlafen. Einzelne Kantone ihrerseits kritisierten den Bundesrat über das Wochenende wegen der Verkürzung der Wartezeit auf vier Monate. Für den bernischen Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg wäre es unverantwortlich, Hunderttausende ohne offizielle Empfehlung zu boostern.
Man könne Impf-Kapazitäten nicht ins Leere hinaus aufrechterhalten, es brauche eine gewisse Beweglichkeit. Bei der Booster-Impfung gehe es vor allem darum, «dass man sie macht», sagte Hauri in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio SRF.
Verteilung ein Vorteil?
Es mache keinen Sinn, nun alle an einem Tag zu boostern. Eventuell sei die zeitliche Verteilung am Schluss sogar ein Vorteil für die Grundimmunität der Gesellschaft. Die Wirkung der zweiten Impfung verschwinde ja nicht von einem Tag auf den anderen. «Es wird sich zeigen, ob wir am Schluss langsamer sind als andere Länder.»
Entscheidend ist für Hauri immer eine saubere Datenanalyse, bevor man entscheidet, was nun gilt. Das könne man seinetwegen dann rückblickend als zu defensive Kommunikation der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif) beurteilen. Der Konjunktiv sei aber immer «ein schlechter Berater».
Schnegg sprach sich im Interview mit der «SonntagsZeitung» dagegen aus, dass man Hunderttausenden die Auffrischungsimpfung ohne offizielle Impfempfehlung verabreicht. Die Ärzte könnten die Verantwortung dafür nicht übernehmen. Wenn schon, müsse der Bund sie tragen.
Bern erwägt Armee-Einsatz
Für den zu erwartenden zusätzlichen Ansturm auf die Impfzentren sei der Kanton Bern vorbereitet. Kommende Woche eröffne man einen zusätzlichen Standort. Und er überlege sich, die Armee anzurufen. Schnegg geht davon aus, dass vor Ende Februar alle, die das wollen, eine Auffrischungsimpfung erhalten haben.
Die 2G-Plus-Regel hält der bernische Gesundheitsdirektor «eigentlich für übertrieben». Die Geimpften so wieder einzuschränken, sei auf lange Sicht nicht haltbar. Weil es aber für Geboosterte keinen Test brauche, werde der Kanton Bern die Regel in der aktuellen Lage auch unterstützen und umsetzen.
Obwohl der Bund am vergangenen Dienstag die Impfung gegen Covid-19 auch für Kinder im Primarschulalter zugelassen hat, ist der Piks derzeit noch nicht möglich, weil es in der Schweiz noch keinen entsprechend angepassten Impfstoff gibt.
BAG erhält neue Lieferung
Eine erste Lieferung von 250'000 Dosen erwartet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der letzten Dezemberwoche, wie es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA eine entsprechende Meldung der «SonntagsZeitung» bestätigte. Eine weitere Viertelmillion Dosen erwartet die Behörde in der Folgewoche.
Der Kanton Wallis meldete am Wochenende einen ersten Verdachtsfall der Omikron-Variante bei einem Achtklässler. Die 17 Schülerinnen und Schüler der betroffenen Klasse wurden bis zum 25. Dezember in Quarantäne gesetzt. Weitere zwei Verdachtsfälle auf eine Omikron-Infektion an einer Schule würden in der Region St-Maurice sequenziert.
Bevölkerung steht hinter Bundesrat
Derweil steht die Bevölkerung laut einer repräsentativen Umfrage des Link-Institutes im Auftrag des «SonntagsBlick» mehrheitlich hinter den letzten Corona-Entscheiden des Bundesrates. Zwei Drittel der Befragten befanden etwa die neu beschlossene schweizweite Einführung der 2G-Regel für gut. Die Hälfte ist sogar für einen Lockdown für Ungeimpfte.
47 Prozent lehnten einen Lockdown für Ungeimpfte ab, drei Prozent antworteten mit «weiss nicht». Bei den 60- bis 79-Jährigen stiess diese Idee sogar bei zwei Dritteln auf Zustimmung. Dagegen lehnten 80 Prozent aller Befragten einen allgemeinen Lockdown ab.
Auch die Zustimmung für eine allgemeine Impfpflicht war ähnlich. Die Hälfte sprach sich dafür aus. Am rigorosesten zeigten sich demnach die Senioren: 62 Prozent der Älteren wollten die allgemeine Impfpflicht.
Wenige hundert Menschen demonstrierten am Samstag in Bern unbewilligt gegen die 2G-Massnahmen. Der Bundesplatz war abgesperrt worden und ein Wasserwerfer der Polizei war dort stationiert. Die Polizei tolerierte den Marsch und begleitete ihn. Sie wies rund ein Dutzend Personen weg, die nach dem Ende der Demo eine bewilligte Veranstaltung auf dem Bundesplatz zu stören versuchten.
Das Wichtigste in Kürze
- Einige Kantone kritisieren den Bundesrat wegen der Verkürzung der Booster-Wartezeit.
- Dazu gehört insbesondere der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg.