Verband fordert vom Bundesrat mehr Einsatz für Erwerbslose 50plus
Die Erwerbslosenorganisation Avenir50plus kritisiert Bundesrat Johann Schneider-Ammann nach dessen Treffen mit Vertretern von Arbeitnehmenden. Der Bundesrat gebe Erwerbslosenorganisationen zu wenig Raum, um Forderungen einzubringen.
Das Wichtigste in Kürze
- Avenir50plus kritisiert Bundesrat Johann Schneider-Ammann.
- Er unternehme zu wenig für ältere Arbeitslose.
- Der Bundesrat gebe den Organisationen nicht genügend Raum, um Forderungen zu stellen.
Während der Bauernverband wieder mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann spricht, verweigert ihm ein anderer Verband das Gespräch: Die Erwerbslosenorganisation Avenir50plus. Der Bundesrat unternehme zu wenig für ältere Arbeitslose, begründete der Verband seinen Protest.
Anlass für die Kritik war ein Treffen des Wirtschaftsministers mit Vertretern und Vertreterinnen von Arbeitnehmenden, die älter sind als 50 Jahre. Die Veranstaltung wurde im Hinblick auf die vierte Nationale Konferenz zum Thema Alter und Arbeitsmarkt durchgeführt, welche am kommenden Donnerstag stattfindet.
Ziel der Veranstaltung war es, dass sich der Bundesrat die Anliegen der älteren Erwerbslosen anhört, um diese dann an der Nationalen Konferenz mit Wirtschaftsvertretern und Sozialpartnern einzubringen.
«Farce»
Der Verband Avenir50plus und sein Westschweizer Pendant 50etplus kritisierten diesen Anlass allerdings als Alibi-Übung und blieben ihm fern. Stattdessen demonstrierten ein paar ihrer Mitglieder in Bern auf der Strasse. «Wir setzen damit ein Zeichen», sagte Heidi Joos, Geschäftsführerin von Avenir50plus, auf Anfrage.
Statt sich wie in den Vorjahren mit den Verbänden über die Anliegen der über 50-Jährigen auszutauschen, verstecke sich der Bundesrat dieses Jahr hinter einem Podium mit Akteuren, deren inhaltliche Positionen bereits bekannt seien. «Auf diese Weise bleibt den Erwerbslosenorganisationen 50plus keine Zeit, um Forderungen einzubringen.»
An der Vorveranstaltung im Berner Käfigturm nahmen am Montag zwischen 20 und 25 Personen teil, wie die Mediensprecherin des Wirtschaftsdepartements (WBF) auf Anfrage sagte. Auf dem Programm stand eine Podiumsdiskussion, gefolgt von einer offenen Diskussionsrunde.
Dialog bleibt zentral
Wirtschaftsminister Schneider-Ammann bedauerte den Boykott der Veranstaltung. Er betonte, dass ihm der Einbezug der Betroffenen und die offene Diskussion wichtig seien. Und hielt fest: «Les absents ont toujours tort» (die Abwesenden haben immer Unrecht).
Ihm sei bewusst, dass ältere Stellensuchende länger hätten als Jüngere, wieder eine Stelle zu finden, sagte der Minister laut Communiqué weiter. Arbeitgeber und Arbeitnehmer stünden gemeinsam in der Pflicht, damit letztere im Arbeitsmarkt integriert blieben. Gleichzeitig rief der Bundesrat die Betroffenen dazu auf, sich aus- und weiterzubilden.
Mehr als bloss Worte
Appelle dieser Art gehen Avenir50plus aber entschieden zu wenig weit. Die bisherigen Massnahmen des Bundesrats seien kosmetischer Natur gewesen und wirkungslos geblieben, kritisiert der Verband. Auch von der Umsetzung der Masseineinwanderungsinitiative der SVP verspricht er sich keine echte Verbesserung für die über 50-Jährigen.
Statt Empfehlungen brauche es konkrete Massnahmen gegen die Diskriminierung von älteren Stellensuchenden auf dem Arbeitsmarkt, etwa altersneutrale Pensionskassenbeiträge oder einen gesetzlichen Diskriminierungsschutz.
Die Organisation schlägt sogar einen «klaren Vorrang von Stellensuchenden ab Alter 45plus» vor, unabhängig von der Höhe der Arbeitslosigkeit.
Andere griffige Mittel wären laut Geschäftsführerin Joos eine Sensibilisierungskampagne des Bundes oder die Einsetzung einer ständigen Task-Force. Aber lediglich einmal im Jahr eine Konferenz durchzuführen, bringe nichts.
Der Verband hat laut eigenen Angaben mehrere Hundert Mitglieder und bietet Beratungen «für Menschen mit und ohne Arbeit» an.