Verfechter der Lohngleichheit sind frustriert und enttäuscht
Der Ständerat will das Gleichstellungsgesetz vorderhand nicht ändern: Die Vorschläge, wie die Lohngleichheit von Mann und Frau verbessert werden könnte, werden an die Kommission zurückgeschickt. Jetzt hagelt es Kritik – nicht nur von links.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Ständerat hat die Massnahmen für eine bessere Lohngleichheit zurückgewiesen, damit Alternativen gesucht werden.
- Verfechter der Lohngleichheit sind enttäuscht und frustriert: Alternativen habe man seit 37 Jahren geprüft.
- Darum soll der Ständerat bereits im Frühling wieder über die Vorlage befinden.
Seit 37 Jahren sollten Mann und Frau für gleiche Arbeit den gleichen Lohn erhalten – tun das aber oft nicht. Auch wenn man Faktoren wie Teilzeitarbeit herausrechnet, bleibe immer noch eine durchschnittliche Lohndifferenz von 7 bis 8 Prozent, die erklärt werden könne, hiess es in der Debatte des Ständerats am Mittwoch Vormittag.
Die Forderung der Wirtschaft nach weniger Regulierung sei scheinheilig: «Die Wirtschaft hatte es in der Hand, die heute diskutierte Gesetzesänderung zu vermeiden». Passiert sei aber vier Jahrzehnte lang zu wenig.
Debattiert wurde der Vorschlag des Bundesrats, dass alle Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern eine Lohnanalyse durchführen müssen. Der Ständerat entschied aber, die Gesetzesvorlage an die vorberatende Kommission zurückzuschicken. Es seien zuerst noch Alternativen zu prüfen (Nau berichtete).
Kritik aus dem Nationalrat
Kritik von links und rechts
Im Nationalrat gab es empörte Reaktionen allenthalben. Kathrin Bertschy, Fraktionspräsidentin der Grünliberalen und Co-Präsidentin von Alliance F fordert, dass schon in der nächsten Session die Vorlage wieder traktandiert wird. BDP-Präsident Martin Landolt bezeichnet das Verhalten der konservativen Ständeräte als «gschämig und frustrierend». Die vollständigen Interviews finden Sie unten im Video.
Schimpfis gab es schon in der Debatte selbst. Nicht nur von den üblichen Verdächtigen wie dem Gewerkschaftsboss Paul Rechsteiner und SP-Ständerätin Anita Fetz. Auch FDP-Ständerat Raphaël Comte redete seinen zumeist männlichen Ratskollegen ins Gewissen.