Verschwindet das Kleingedruckte aus der Werbung?

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Das Kleingedruckte auf Plakaten oder Inseraten soll ins Netz verlagert werden. Der Parlamentsentscheid verärgert Linke und Konsumentenschützer.

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Interview mit Flavia Wasserfallen, Nationalrätin SP. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Kleingedruckte auf Produkten soll abgeschafft werden, hat der Nationalrat entschieden.
  • Die Ratslinke und Konsumentenschützer sehen darin nicht nur Vorteile.
  • Sie vermuten, dass davon vor allem die Werbebranche profitieren wird.

Nach dem Ständerat hat auch der Nationalrat entschieden: Die Preisbekanntgabeverordnung soll vereinfacht werden. Wer als Otto Normalverbraucher nun denke: Gute Idee – am besten ihr fangt schon mal beim Namen an – der liege falsch, sagt die Ratslinke.

Vereinfacht werden soll, dass das Kleingedruckte auf Plakaten oder Inseraten nicht mehr Pflicht ist. «Wenn der Preis für eine Packung Windeln nur dann stimmt, wenn ich drei Packungen kaufe, ist das aber eine wichtige Information», sagt SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen.

Kleingedrucktes nur noch im Netz

Anders sah das die bürgerliche Seite: Im digitalen Zeitalter sei es für den Konsumenten doch einfacher, Preis-Details online nachzusehen. Statt kaum leserlichen Angaben also eine Web-Adresse oder ein QR-Code. Smartphone gezückt, schon ist man schlauer.

Urheber der Motion ist CVP-Ständerat Filippo Lombardi. Alleine das sei schon suspekt, findet Wasserfallen. Den Titel des Vorstosses, «Konsumentenfreundlichere Preisbekanntgabeverordnung», will sie nicht so recht ernst nehmen. «Lombardi ist gleichzeitig auch noch Präsident der Werbebranche Schweiz» – und der Konsumentenschutz, wie auch der Bundesrat, seien ja gegen die Motion gewesen.

«Frau Wasserfallen interessiert sich für Windeln»

Der Entscheid des Parlaments sei aus zwei Gründen nicht das Gelbe vom Ei. Einerseits müsse nun jedes Mal zuerst ein QR-Code mit dem Handy gescannt werden, nur um an Informationen zu kommen, die vorher auf einen Blick sichtbar waren.

Andererseits, gibt Wasserfallen zu bedenken, hinterlasse man als Konsument so digitale Spuren. «Man sieht dann: Frau Wasserfallen interessiert sich für Windeln. Womöglich hat sie kleine Kinder.» Und schon werde man mit Angeboten für Nuggis oder Babynahrung beglückt.

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