Weltwoche: Christoph Blocher mit UBS-Manager verwechselt

Christof Vuille
Christof Vuille

Zürich,

Die «Weltwoche» schreibt einem UBS-Manager ein EU-kritisches Zitat von Christoph Blocher zu. Nicht der einzige Faux-Pas in der betreffenden Ausgabe.

Köppel
SVP-Nationalrat und Weltwoche-Chef Roger Köppel, hier bei der Aufzeichnung seiner Video-Kolumne «Weltwoche Daily.» - Youtube Weltwoche

Das Wichtigste in Kürze

  • Die «Weltwoche» muss sich bei der Grossbank UBS entschuldigen.
  • Das Magazin von Roger Roger Köppel (SVP) hat einem Manager ein Blocher-Zitat zugeordnet.
  • Es ist in der Sommerausgabe offenbar nicht das einzige Missgeschick.

Die politische Sommerpause geht diese Woche zu Ende. Bereits am letzten Donnerstag hat sich die «Weltwoche» zurückgemeldet, nachdem das Magazin von SVP-Nationalrat Roger Köppel zuvor ebenfalls eine Woche Pause machte.

In dieser Zeit dürften die Drähte dennoch heissgelaufen sein. In der aktuellen Ausgabe muss sich Köppels Team nämlich bei der Grossbank UBS entschuldigen. Im Rahmen einer Zitatesammlung zum Zustand der EU legte ein Journalist deren Geschäftsleiltungsmitglied Martin Blessing folgende Sätze in den Mund:

«Die EU tut so, als würde die Schweiz demnächst EU-Mitglied, und der Bundesrat akzeptiert dies, genauso wie die Mehrheit des Parlaments. Deshalb haben wir jetzt einen solchen Salat. Darum muss der Bundesrat endlich klar mitteilen, dass die Schweiz ein unabhängiges Land ist und bleibt.»

Falsches Zitat in Medien-Datenbank geschwärzt

Markige Worte gegen Brüssel für einen Manager der Grossbank! Dumm nur: Das hat Blessing nie gesagt. Vielmehr stammt das Zitat von SVP-Übervater Christoph Blocher höchstpersönlich.

SVP-Vordenker Christoph Blocher kommt in Köppels Wochenmagazin einmal zu viel vor.
SVP-Vordenker Christoph Blocher kommt in Köppels Wochenmagazin einmal zu viel vor. - Keystone

Die «Verwechslung» kam bei der UBS offenbar gar nicht gut an. Jedenfalls ist die Passage nicht mehr auffindbar. In der schweizerischen Medien-Datenbank (SMD) ist die Stelle kurzerhand geschwärzt worden, was in der Branche eher selten vorkommt.

Das angebliche UBS-Zitat in der Weltwoche ist auch in der Schweizerischen Mediendatenbank nicht mehr auffindbar.
Das angebliche UBS-Zitat in der Weltwoche ist auch in der Schweizerischen Mediendatenbank nicht mehr auffindbar. - Screenshot smd

Blocher kann sich indes trösten: Er wurde in der Sammlung ebenfalls drei Mal (!) zitiert und durfte die EU etwa als «intellektuelle Fehlkonstruktion» bezeichnen, die bald zerbröseln werde. Und: Auch in anderen Artikeln wurde der Doyen sechs Mal erwähnt. Viermal von Chefredaktor und Parteikollege Köppel höchstpersönlich.

SP-Aebischer ebenfalls falsch zitiert?

Ebenfalls interessant: neben dem angeblichen UBS-Zitat ist ein weiteres geschwärzt worden. Es handelt sich dabei um eine angebliche Aussage von SP-Nationalrat Matthias Aebischer.

Matthias Aebischer öV
SP-Nationalrat Matthias Aebischer fordert mehr Transparenz vom Skiverband. - Keystone

Via Twitter stellte der Sozialdemokrat indes klar, dass er nie gesagt habe: «Ein Beitritt der Schweiz zur EU kommt überhaupt nicht in Frage.» Unter dem Hashtag #FakeNewsMedia bezeichnet er das Zitat als «frei erfunden».

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