«Wenn wir 700 Wölfe haben, hilft der Herdenschutz nicht mehr»
Der Wolf breitet sich aus, dies führt zu Konflikten zwischen Raubtier und Mensch. Künftig dürfen Wölfe auch präventiv geschossen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die heimische Wolfspopulation wächst: Rund 200 Exemplare leben aktuell in der Schweiz.
- Das Parlament hat entschieden, dass Wölfe künftig auch präventiv geschossen werden.
- Nationalrat Nicolo Paganini begrüsst die Änderung des Jagdgesetzes aus mehreren Gründen.
Ein Wolf, der Schäden anrichten oder Menschen in Gefahr bringen könnte, soll in Zukunft auch vorbeugend geschossen werden können. Dies hat nach dem Ständerat jetzt auch die grosse Kammer des Parlaments beschlossen.
Nach einer langen und emotionalen Diskussion sprach sich der Nationalrat für die Änderung des Jagdgesetzes aus. Die Nein-Stimmen (74) Stimmen kamen aus den Fraktionen der Sozialdemokraten, der Grünen und der Grünliberalen. 106 Nationalratsmitglieder stimmten für die Vorlage.
Demnach sollen die Kantone die Wolfsbestände künftig zwischen September und Januar regulieren können, falls eine Zustimmung vonseiten des Bundes vorliegt. Die Abschüsse sollen Schäden und Gefährdungen verhindern, dürfen die Population insgesamt aber nicht bedrohen. Eine weitere Voraussetzung für die Abschüsse ist überdies, dass Herdenschutzmassnahmen weder möglich noch zumutbar sind.
«Zu grosse Wolfspopulation bringt Konflikte mit sich»
Nationalrat Nicolo Paganini (Mitte/SG) begrüsst die Änderung des Jagdgesetzes. Für den St. Galler ist die rapide Vermehrung des Wolfes in der Schweiz besorgniserregend: Er sieht einen dringenden Handlungsbedarf.
Im Jahr 1995 gab es lediglich zwei Wölfe auf dem Gebiet der Eidgenossenschaft – heute sind es bereits 200. Bei einem jährlichen Zuwachs von rund 30 Prozent würde die Zahl schon bald auf 500 bis 700 Tiere anwachsen. Paganini gibt zu bedenken: Eine zu grosse Wolfspopulation bringe zu viele Konflikte zwischen dem Raubtier und dem Menschen mit sich.
Herdenschutzmassnahmen lösen das Problem Wolf nicht
Herdenschutzmassnahmen alleine könnten dem Problem nicht begegnen. Die massiven Bemühungen, die in diesem Bereich während der vergangenen Jahre unternommen wurden, hätten dies eindrücklich zur Schau gestellt. «Es gibt auch Alpen oder Herden, die aufgrund der topografischen Gegebenheiten überhaupt nicht schützbar sind.»
Für Paganini steht fest: Nur eine Kombination von Herdenschutz und Populationskontrolle kann dem Problem wirksam begegnen. «Es braucht beides. Es braucht Herdenschutz – von mir aus auch ein verstärkter Herdenschutz. Aber wir müssen auch die Anzahl der Wölfe stabilisieren.»
Gleichzeitig betont der St. Galler die Bedeutung von Schonzeiten – auch beim Wolf. Es sei wichtig, dass beispielsweise Muttertiere geschützt werden.
Der Walliser Michael Graber (SVP) sprach im Rahmen der Debatte von einem Staatsversagen: «Der Wolf ist ein Schädling und längst zum Wappentier der Bundesbehörden geworden. Er symbolisiert die ideologischen Beamten, die sich lieber um Tiere kümmern als um die Anliegen der betroffenen Menschen.»