Wie hoch muss die Frauenquote sein, Frau Bundesrätin?
Bundesrätin Simonetta Sommaruga ist die insgesamt siebte Bundesrätin überhaupt. Am Freitag feiert sie am 100-jährigen Jubiläum der SP-Frauen den Kampf für mehr Gleichstellung zwischen Mann und Frau.
Nau: Frau Bundesrätin, was ist für Sie das drängendste Thema in
Sachen Gleichstellung von Mann und Frau?
Sommaruga: Wir haben zwei Projekte, die jetzt im Eidgenössischen
Parlament sind. Einerseits die Lohngleichheit. Frauen verdienen immer noch nicht
gleich viel Geld wie Männer und das, obwohl sie die gleiche Arbeit leisten.
Eigentlich ist das ein Skandal.
Andererseits müssen wir in Unternehmen und Verwaltungen einen bestimmten Anteil Frauen
haben. Der Bundesrat will mit diesem Gesetz einen Schritt vorwärts machen.
Diese beiden Projekte müssen nun im Parlament noch eine Mehrheit finden.
Nau: Haben Sie in Ihrer beruflichen oder politischen Karriere
schon eine Benachteiligung aufgrund Ihres Geschlechtes erlebt?
Sommaruga: Glücklicherweise bin ich in einer Partei (SP), die sich schon
immer für die Frauen eingesetzt hat. Sie erstellt beispielsweise Frauenlisten,
was für Frauen eine grosse Chance ist. Ausserdem sind von allen sieben Bundesrätinnen, die wir je in der Schweiz hatten drei von der SP. Wir haben unsere Chancen
also wirklich genutzt.
Nau-Reporter Conradin Zellweger sprach auch mit der ersten SP-Bundesrätin Ruth Dreifuss.
Nau: Braucht es die SP-Frauen noch?
Dreifuss: Ja unbedingt. Wir haben tolle Erfolge erzielt, doch wir sind noch lange nicht am Ziel. Um eine Gesellschaft zu kreieren, in welcher auch alle Frauen ihre Potentiale ausschöpfen können, braucht es auch weiterhin viel Einsatz.
Nau: Welches sind die dringendsten Probleme für mehr Gleichheit zwischen Mann und Frau?
Dreifuss: Viele Frauen haben grosse Schwierigkeiten Arbeit und Familie zu vereinen. Die Karrierechancen von Frauen sind noch immer eingeschränkt, weiter würde ich auch Gewalt an Frauen als ungelöstes Problem bezeichnen.
Nau: Was sagen sie zur 40%-Forderung der SP-Frauen?
Dreifuss: Ich sehe gewisse Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung. Im National- und Ständerat erachte ich die Forderung als realistisch und beim Bundesrat muss das Parlament zwingend für eine 3:4 oder 4:3-Verteilung sorgen.