Wissenschaftler warnen vor Sparplänen des Bundesrats
Eine Wissenschaftsallianz hat auf das vom Bund Ende Januar vorgestellte Entlastungspaket 2027 reagiert. Es warnt vor höheren Studiengebühren.
![Studierende](https://c.nau.ch/i/P5gpdx/900/studierende.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Wissenschaftsallianz hat auf die Sparpläne des Bundesrats aufmerksam gemacht.
- Sie warnt zudem vor höheren Studiengebühren.
- Das Entlastungspaket sieht Kürzungen von mehr als 460 Millionen Franken pro Jahr vor.
Weniger ausgebildete Fachkräfte und weniger Investitionen in Forschung und Innovation: Eine Wissenschaftsallianz warnt vor einem Mittelabbau bei der Bildung und vor höheren Studiengebühren.
Der Bundesrat solle das Entlastungspaket entsprechend überarbeiten.
«Sparmassnahmen bei Bildung, Forschung und Innovation verstärken den Fachkräftemangel und schaden der Schweizer Wirtschaft.» Das schrieben mehrere Akteure des Bildungsbereichs am Dienstag in einer gemeinsamen Mitteilung.
Das Positionspapier stammt von Swissuniversities, dem ETH-Rat, dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Den Akademien der Wissenschaften Schweiz sowie der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung (Innosuisse).
Bund will bei der Bildung sparen
Grund für die Aktion ist das vom Bundesrat Ende Januar vorgestellte Entlastungspaket 2027.
Darin sind Kürzungen der finanziellen Mittel bei Bildung, Forschung und Innovation vorgesehen: in Höhe von mehr als 460 Millionen Franken pro Jahr.
Der Bundesrat betont, dass es sich nicht um Sparmassnahmen handle, sondern um ein gedämpftes Ausgabenwachstum.
Vertreterinnen und Vertreter des Schweizer Bildungs-, Forschungs- und Innovationsplatzes betonten, dass die finanziellen Mittel inflationsbereinigt schon heute zurückgingen. Während die Zahl der Studierenden weiter zunehme.
«Kurzfristige Sparüberlegungen schaden langfristig der Reputation unseres Forschungsplatzes», sagte ETH-Rat-Präsident Michael Hengartner in Bern vor den Medien.
Studierende stehen finanziell unter Druck
Viele Studierende stünden schon heute finanziell unter Druck, gab Swissuniversities-Präsidentin Luciana Vaccaro zu bedenken.
Höhere Studiengebühren verstärkten dieses Problem noch. «Mit ökonomischen Kriterien rekrutiert man nicht die besten Talente», sagte sie.
Die vom Bundesrat geplante Reduktion der Bundesbeiträge an Unis und Fachhochschulen könnte eine signifikante Erhöhung der Studiengebühren zur Folge haben.
Schweizerinnen und Schweizer müssten für den Zugang an die ETH künftig rund 5000 Franken bezahlen.
Dies, wenn die vom Parlament beschlossene Erhöhung der Gebühren für ausländische Studierende umgesetzt würde. Sowie die im EU-Paket enthaltene Nichtdiskriminierungsklausel für EU-Ausländerinnen und -Ausländer. Wie Hengartner vorrechnete.
Das wäre etwa dreimal so viel wie heute. Für Angehörige aus Drittstaaten betrügen die Gebühren sogar rund 15'000 Franken.
Wissenschaftler warnen vor verstärktem Fachkräftemangel
Die Wissenschaftsallianz hielt unisono fest, dass der Fachkräftemangel durch die geplanten Massnahmen des Bundesrats weiter verstärkt würde.
Schon heute würden beispielsweise zu wenige Ingenieure ausgebildet, sagte Hengartner.
Die ETH in Lausanne habe die Zahl der Studienplätze bereits limitieren müssen. «Weniger Bundesmittel hiesse weniger Entdeckungen, weniger Innovation, weniger Start-ups, und das wäre schade.»
Auch der geplante Investitionsrückgang bei der Forschungs- und Innovationsförderung würde sich negativ auf die Schweizer Wirtschaft auswirken, warnte die Allianz.
Ein vom Bund eingesparter Franken bedeute einen volkswirtschaftlichen Verlust von bis zu fünf Franken.
Der SNF werde gezwungen sein, die Finanzierung von 700 Forschungsprojekten abzuweisen. Obwohl diese alle Kriterien für wissenschaftliche Exzellenz erfüllten, hiess es weiter.
Schweiz könnte Führungsrolle in der KI-Forschung verlieren
Laut SNF-Forschungsratspräsident Torsten Schwede läuft die Schweiz etwa Gefahr, ihre Führungsrolle in der KI-Forschung zu verlieren. Und vom Ausland abhängig zu werden.
Bund und Kantone investieren seit Jahrzehnten kontinuierlich in den BFI-Bereich und räumen diesem eine strategische Priorität ein.
Seit dem Jahr 2000 sorgen Bundesrat und Parlament für ein stabiles und nachhaltiges Wachstum der Finanzmittel. Die Schweizer Hochschulen bilden mehr als doppelt so viele Studierende aus wie zur Jahrtausendwende.
Die Akteure des BFI-Bereichs fordern den Bundesrat auf, auf die aus ihrer Sicht «massiven Einsparungen» zu verzichten.
Vor einem Jahr hatten sie die Pläne des Bundesrats kritisiert, in 2025 bis 2028 weniger auszugeben für Bildung und Forschung. Er riskiere damit, Erfolgsfaktoren für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz zu verspielen.