1,4 Millionen Namibier zu Präsidentschafts- und Parlamentswahl aufgerufen
In Namibia haben die Wähler am Mittwoch den Präsidenten und die Abgeordneten des Parlaments neu gewählt.
Das Wichtigste in Kürze
- Präsident Geingob muss mit Stimmenverlusten rechnen.
Rund 1,4 Millionen Wahlberechtigte waren in dem südwestafrikanischen Land zu der Abstimmung aufgerufen, bei der der amtierende Präsident Hage Geingob von der regierenden Swapo-Partei mit Stimmeneinbussen rechnen muss. Der 78-jährige Staatschef hat zehn Gegenkandidaten, darunter der 62-jährige Ex-Zahnarzt Panduleni Itula, der als unabhängiger Bewerber antritt.
Geingob gab seine Stimme früh am Morgen in einer Schule in der Hauptstadt Windhuk ab. Er zeigte sich optimistisch für eine Wiederwahl, sagte aber auch: «Sollte ich verlieren, würde ich das akzeptieren - ich bin ein Demokrat.» Die Wahl sei «nicht das Ende der Welt», sagte Geingob. «Wir nehmen nur unser demokratisches Recht wahr.»
Die South West Africa People's Organisation (Swapo) ist seit der Unabhängigkeit Namibias von Südafrika im Jahr 1990 ununterbrochen an der Macht. 2014 kam Geingob auf einen Stimmenanteil von 87 Prozent. Angesichts einer schweren Wirtschaftskrise und von Korruptionsvorwürfen wird nun aber mit einem Stimmenrückgang für den Präsidenten und die Swapo gerechnet.
Obwohl das Land an der Südwestküste Afrikas reich an Bodenschätzen wie Uran und Diamanten ist, über riesige Fischbestände verfügt und als beliebtes Urlaubsland gilt, steckt es seit 2016 in einer schweren Wirtschaftskrise. 34 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos, das Bruttoinlandsprodukt ging 2017, 2018 und im ersten Halbjahr 2019 zurück.
Über die Enthüllungsplattform Wikileaks wurde in den vergangenen Wochen zudem ein Korruptionsskandal in der Fischereiindustrie Namibias aufgedeckt, die neben der Gewinnung von Bodenschätzen der zweitwichtigste Wirtschaftszweig des Landes ist. Hochrangige Regierungsmitarbeiter liessen sich demnach von einem isländischen Unternehmen bestechen, das in den namibischen Gewässern auf Fang ging. In dem Skandal ging es um umgerechnet 9,1 Millionen Euro, zwei namibische Minister erklärten ihren Rücktritt.
Die namibische Opposition ist zersplittert. Um die Parlamentsmandate bewerben sich 15 Parteien. Gegen Geingob treten zehn weitere Kandidaten an, darunter mit Esther Muijangue erstmals eine Frau. Seit 1994 verfügt die Swapo über eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament - und kann damit Verfassungsänderungen beschliessen. Die 4200 Wahllokale sollten bis 20.00 Uhr (MEZ) geöffnet bleiben.