Ausbaupotential der Wasserkraft liegt tiefer als angenommen

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Bern,

Das Ausbaupotential für die Wasserkraft liegt tiefer als bisher angenommen. Was bedeutet das für die Energiestrategie 2050?

Wasserkraft
Das Wasserkraftwerk Reichenau im Kanton Graubünden (Symbolbild). - sda - KEYSTONE/ARNO BALZARINI

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Energiestrategie 2050 will den Fokus auf Erneuerbare setzen.
  • Eine neue Studie bringt ernüchternde Erkenntnisse.
  • Das Wasserkraft-Potential liegt ganze 1600 Gigawattstunden tiefer, als bisher angenommen.

Der Erhalt und Ausbau von Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle ist eines der Ziele der Energiestrategie 2050. Allerdings liegt das Ausbaupotential tiefer als ursprünglich geschätzt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Bundesamts für Energie (BFE).

Im Vergleich zur Studie aus dem Jahr 2012 liege das Ausbaupotenzial um rund 1600 Gigawattstunden (GWh)/Jahr) tiefer, als damals angenommen. Das teilte das BFE am Montag mit. Abzüglich des zwischen 2012 und 2019 erfolgten Zubaus von 640 GWh/Jahr betrage die effektive Differenz 960 GWh/Jahr.

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Eine Turbine im Kraftwerk Schiffenen. Das Ausbaupotenzial der Wasserkraft ist geringer als bisher angenommen. - Keystone

Der im geltenden Energiegesetz festgelegte Ausbaurichtwert bis 2035 sei somit zwar erreichbar, allerdings müsse dazu fast das gesamte bis 2050 ausgewiesene Potenzial bereits bis 2035 realisiert werden. Daher sei in den kommenden Jahren ein Netto-Ausbau von durchschnittlich 85 GWh/Jahr nötig.

Möglichkeiten zur Wasserkraft unklar

Ob der in der Botschaft zur Energiestrategie 2050 postulierte Ausbaurichtwert bis dann erreicht werden kann, bleibt aufgrund der vorliegenden Analyse unklar, wie es weiter heisst. Das geschätzte Potenzial bis 2050 könnte durch die Realisierung des Potenzials von Gletscherseen und heute noch nicht bekannten Neubauprojekten um mehrere hundert Gigawattstunden Jahresproduktion höher sein.

Der Ausbau dieses Potenzials durch die Strombranche werde jedoch massgeblich von der Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die heimische Wasserkraft abhängen.

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Das ENIWA-Wasserkraftwerk an der Aare in Aarau. - Keystone

Die durchschnittliche Produktionserwartung gemäss Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz plus der Produktionserwartung der Kleinstwasserkraftwerke abzüglich des mittleren Strombedarfs der Zubringerpumpen lag 2012 bei 35'350 GWh/Jahr und per 1. Januar 2019 bei 35'990 GWh/Jahr. Was den Zubau betreffe, habe die durchschnittliche Jahresproduktion durch Neubauten, Erneuerungen und Erweiterungen somit um 640 GWh/Jahr zugenommen.

Potenzial der Grosskraftwerke hat sich kaum verändert

Dabei habe sich das Potenzial der Grosskraftwerke kaum verändert. So beträgt das Potenzial von Erweiterungen und Erneuerungen bestehender Grosswasserkraftwerke laut BFE 970 bis 1530 GWh/Jahr (2012: 870 - 1530 GWh/Jahr).

Bei Kleinkraftwerken liege das Potenzial jedoch deutlich tiefer als 2012 angenommen. Ein Grund: Seit 2018 werden Kleinwasserkraftanlagen mit einer Leistung von weniger als 1 Megawatt nicht mehr mit Prämien gefördert. In der Summe ergebe sich daraus ein Potenzial bis 2050 von 110 bis 550 GWh/Jahr. Zu deutlich höheren Produktionsverlusten sei es zudem durch Restwasserbestimmungen gekommen, die dem Gewässerschutz dienen.

In der Analyse nicht berücksichtigt wurde einerseits das Potenzial von neuen Gletscherseen, das auf rund 700 GWh/Jahr geschätzt wird, sowie das Potenzial von Projekten, die von der Strombranche aus Vertraulichkeitsgründen nicht offengelegt wurden. Das geschätzte Potenzial bis 2050 könnte dadurch um mehrere hundert Gigawattstunden Jahresproduktion höher sein, schreibt das BFE.

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