Australien schliesst zwei Hochsicherheitslager für Migranten
Der Umgang mit Migranten in Australien ist ein heikles Thema. Jetzt schliesst die Regierung zwei der umstrittenen Internierungslager. Aktivisten zeigen Zweifel.
Das Wichtigste in Kürze
- Australien schliesst ihre Internierungslager in Melbourne und Sydney.
- Als Grund nennt die Regierung die sinkende Zahl illegaler Einreisen.
- Aktivisten bezweifeln ihre erklärten Motive.
Australiens konservative Regierung schliesst zwei Internierungslager für Migranten auf dem Festland und begründet den Schritt mit der sinkenden Zahl illegaler Einreisen. «Die Schliessungen zeigen den anhaltenden Erfolg der Regierung beim Schutz der Grenzen», sagte Einwanderungsminister David Coleman heute Mittwoch. Kritiker bezweifeln jedoch einen Rückgang der illegalen Einwanderung und verweisen auf die kürzlich erhöhte Kapazität der verbleibenden Lager.
Das Hochsicherheitszentrum Maribyrnong in einem Vorort von Melbourne sei bereits geschlossen worden, der Blaxland-Komplex in Sydney werde bis Mitte des Jahres folgen, heisst es in der Mitteilung des Einwanderungsministeriums.
Millionen an Einsparungen
«Diese Regierung hat die Boote gestoppt, die Kinder aus der Internierung geholt und die einst vollen Internierungslager für Migranten geschlossen», sagte Coleman weiter. Zudem würden mit den Schliessungen rund 500 Millionen australische Dollar (rund 345 Millionen Franken) eingespart.
Aktivisten der Flüchtlingshilfe zogen jedoch die Begründung der Regierung in Zweifel. «Die Zahl der auf dem Festland internierten Menschen ist nicht signifikant zurückgegangen», sagte Ian Rintoul, Sprecher der Refugee Action Coalition. Zudem hätten die Behörden vor kurzem die Kapazitäten der verbleibenden Hochsicherheitszentren erhöht. Die Regierung zerstöre das Leben der dort Festgehaltenen.
Noch sieben Internierungscamps
Nach Angaben der Regierung sind derzeit 1250 Menschen in Internierungslagern auf australischem Boden untergebracht. Darunter seien Bootsflüchtlinge sowie Menschen, die ihre zulässige Aufenthaltsdauer überschritten hätten oder denen ihr Visum aus anderen Gründen entzogen worden sei.
Durch die Schliessung der Hochsicherheitslager in Melbourne und Sydney sinkt die Zahl der Internierungscamps auf sieben. 2013 waren es noch 26 gewesen, in denen damals 10 200 Menschen einsassen.
Weitere 1000 Bootsflüchtlinge werden derzeit in Lagern in der Inselrepublik Nauru sowie auf der zu Papua Neuguinea gehörenden Insel Manus festgehalten. Seit 2013 bringt Australien dort Asylsuchende unter, die auf dem Seeweg ankommen. Pläne zur Schliessung der Lager auf Nauru oder Manus gibt es nicht.