Auswilderungspause für Bartgeier aus Angst vor Inzucht

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Obwalden,

2019 verzichtet die Stiftung Pro Bartgeier auf die Auswilderung weiterer Jungtiere. Die verfügbaren Jungen waren zu nahe mit den Schweizer Vögeln verwandt.

Bartgeier
Ein Bartgeier - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Dieses Jahr werden in Melchtal OW keine Bartgeier ausgewildert.
  • Die Stiftung Pro Bartgeier fürchtet sich vor Inzucht.
  • Bei einigen bereits ausgewilderten Paaren wurden Bruten nachgewiesen.

Nach vier Auswilderungen in Folge verzichtet die Stiftung Pro Bartgeier dieses Jahr darauf, junge Bartgeier im Melchtal OW freizulassen. Grund dafür ist die Gefahr von Inzucht.

Finja und Fredueli waren der achte und neunte Bartgeier, die im vergangenen Juni im Melchtal ausgesetzt worden waren. Das Programm zur Arterhaltung startete im Jahr 2015.

Sie bleiben vorerst die letzten. Weil keine geeigneten Jungtiere zur Verfügung stehen, müsse sie die geplante Auswilderung für dieses Jahr absagen. Dies teilte die Stiftung Pro Bartgeier heute Samstag mit.

Angst vor Inzucht

Geschlüpft waren Finja und Fredueli in einer spanischen Zuchtstation. Am Erhaltungszuchtprogramm der stark gefährdeten Vogelart beteiligen sich 40 Zoos und Zuchtstationen.

Auch dieses Jahr hätten viele Brutpaare Nachwuchs gezeugt. Allerdings stammen laut der Stiftung sämtliche Jungvögel aus genetischen Linien, die in der Alpenpopulation schon gut vertreten sind.

Bartgeier
Bartgeier waren vor dem 1986 lancierten Wiederansiedlungsprojekt in der Schweiz ausgerottet. - Keystone

Deshalb kämen sie für eine Auswilderung in der Schweiz nicht in Frage. Weil der Bartgeierbestand in den Alpen aus eigener Kraft nur langsam anwächst, sei dessen genetische Diversität noch deutlich zu klein. Ohne Auswilderung weiterer Jungtiere aus der Zucht bestehe mittelfristig ein beträchtliches Risiko für Inzucht-Probleme.

11 Bartgeier-Paare brüten in der Schweiz

Die Stiftung überwache zurzeit die Wildbruten. «Bei mindestens elf Brutpaaren konnten wir dieses Jahr bereits eine Brut nachweisen.» Wegen der Auswilderungspause werde der Infostand am Henglirain bei Melchsee-Frutt in diesem Jahr nicht betreut.

Der Bartgeier, ein Aasfresser, war früher als Lämmerdieb verrufen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er in den Alpen ausgerottet. 1986 wurde ein Wiederansiedlungsprojekt in Österreich gestartet, 1991 eines in der Schweiz.

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