Baerbock will mit Nigeria «neues Kapitel» der Zusammenarbeit beginnen
Vor ihrer Abreise nach Nigeria hat Bundesaussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ein «neues Kapitel vertiefter Kooperation» mit der grössten Volkswirtschaft Afrikas angekündigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Rückgabe von Benin-Bronzen und Sicherheitsfragen auf dem Programm.
«Wir wollen mit diesem wichtigen Partner noch enger zusammenarbeiten», erklärte Baerbock am Sonntag in Berlin – und nannte insbesondere die Kooperation bei der «Eindämmung der Klimakrise». Bei ihrem mehrtägigen Besuch gibt Baerbock Nigeria unter anderem 20 in der Kolonialzeit entwendete Benin-Bronzen zurück.
Die Benin-Bronzen sind Metalltafeln und Skulpturen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Sie schmückten einst den Königspalast im Königreich Benin im heutigen Nigeria und landeten nach dem Einmarsch der Briten Ende des 19. Jahrhunderts als Raubkunst in europäischen Museen. Deutschland gehe mit der Rückgabe einen «längst überfälligen» Schritt, erklärte Baerbock.
Die Rückgabe werde «nicht alle Wunden der Vergangenheit heilen», die Bundesrepublik zeige aber, dass «Deutschland es ernst meint mit der Aufarbeitung seiner dunklen Kolonialgeschichte». Die Ministerin wird bei dem Besuch von der Kulturbeauftragten der Bundesregierung, Claudia Roth (Grüne), sowie Vertretern der betroffenen fünf Museen begleitet.
Nigeria sei mit seinen 210 Millionen Einwohnern die «grösste Demokratie Afrikas» und eine «Stimme, die international Gewicht hat», erklärte Baerbock weiter. Derzeit sei das Land noch «grosser CO2-Emittent und Exporteur fossiler Brennstoffe», umso wichtiger seien die Pläne der Regierung in Abuja für eine Energietransition.
Nigeria ist eines der wichtigsten Erdöl-Förderländer der Welt und zählt zu den Mitgliedstaaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Die Einkünfte aus dem Ölexport tragen in erheblichem Masse zu den Staatseinnahmen bei.
Baerbock will während ihres dreitägigen Besuchs auch in den Nordosten Nigerias reisen, um sich dort ein Bild von dem mit deutscher Unterstützung erfolgenden Wiederaufbau mehrerer Dörfer zu machen, die von der Dschihadistenmiliz Boko Haram zerstört wurden.
Deutschland stehe im Kampf gegen «islamistischen Terror» an der Seite Nigerias, erklärte Baerbock. Zwar drohe dem Land durch Kämpfer aus der Sahelzone eine Verschärfung der «ohnehin fragilen Sicherheitslage». Andererseits gebe die Tatsache, dass sich 2021 etwa 100.000 Kämpfer und Unterstützer von Boko Haram ergeben hätten, Hoffnung, dass eine «inklusive, demokratische Gesellschaft es schaffen kann, soziale und politische Abwehrkräfte gegen Terrorismus aufzubauen».
Zum Abschluss ihres Besuchs will Baerbock am Dienstag ihren nigerianischen Kollegen Geoffrey Onyeama sowie die Vizepräsidentin der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (Ecowas), Damtien Tchinchibidja, treffen.