Bundesregierung bringt Neuregelung der Psychotherapie auf den Weg

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Deutschland,

Die Bundesregierung hat die Reform der Psychotherapie auf den Weg gebracht: Der vom Kabinett am Mittwoch gebilligte Gesetzentwurf sieht vor, dass die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen ein neues Konzept für den Zugang zu einer psychotherapeutischen Behandlung ausarbeiten soll.

Gesundheitsminster Jens Spahn
Gesundheitsminster Jens Spahn - dpa/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Selbstverwaltung soll neues Konzept für Zugang zu Behandlungen ausarbeiten .

Zudem wird in dem Gesetz die Ausbildung neu geregelt. Künftig soll es ein eigenes Studienfach zur Psychotherapie geben.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will eine bessere Steuerung der Terminvergabe für psychotherapeutische Behandlungen erreichen, weil die Patienten oft lange auf einen Termin warten müssen. Ursprünglich hatte er dafür Voruntersuchungen geplant, anhand derer über Hilfs- oder Therapieangebot entschieden werden solle.

Vertreter der Psychotherapeuten waren gegen dieses Vorhaben Sturm gelaufen. Sie sahen darin eine zu grosse Hürde, die Patienten abschrecken könnte, eine Behandlung aufzunehmen. Der jetzige Gesetzentwurf sieht vor, dass der Gemeinsame Bundesausschuss von Krankenkassen, Kliniken und Ärzteschaft (G-BA) Vorschläge zur besseren Koordinierung der Behandlung ausarbeiten soll.

Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) zeigte sich erleichtert über Spahns Verzicht auf sein ursprüngliches Vorhaben. «Wer eine psychotherapeutische Behandlung braucht, wartet in Deutschland in ländlichen Regionen fünf bis sechs Monate», sagte BPtK-Präsident Dietrich Munz der «Neuen Osnabrücker Zeitung» vom Mittwoch. «Dieses Problem lässt sich nicht durch zusätzliche Hürden beim Zugang zur psychotherapeutischen Behandlung lösen.»

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüsste zwar ebenfalls Spahns Rückzieher. Er kritisierte aber zugleich das jetzige Vorhaben. "Die Versorgung schwer psychisch Kranker zu verbessern ist eine politische Aufgabe", sagte er der "NOZ". "Die dürfen wir nicht an die Selbstverwaltung abschieben, weil wir uns nicht einigen können?, sagte Lauterbach.

Künftig soll Psychotherapie dem Gesetzentwurf zufolge ein eigenständiges universitäres Studienfach werden. Das Studium gliedert sich in ein dreijähriges Bachelor- und ein zweijähriges Masterstudium. Es wird mit einer staatlichen psychotherapeutischen Prüfung abgeschlossen. An das Studium soll sich dem Gesetzentwurf zufolge eine Weiterbildung in stationären und ambulanten Einrichtungen anschliessen.

Bislang müssen Psychotherapeuten ein Vollstudium der Psychologie absolvieren, bei den Kinder- und Jugend-Therapeuten ist es ein Pädagogik-Studium. Daran schliesst sich eine Ausbildung zum Psychotherapeuten an.

Nach Ansicht von Linken und Grünen weist Spahns Vorlage hier erhebliche Mängel auf. Angehende Psychotherapeuten müssten noch jahrelang unter prekären Bedingungen arbeiten, erklärte die Linken-Expertin für Patientenrechte, Sylvia Gabelmann.

Auch die Grünen-Gesundheitsexpertin Maria Klein-Schmeink kritisierte, es fehle jegliche Regelung, um die prekäre finanzielle Situation der Psychotherapeuten in Ausbildung zu beenden. Sie betonte zugleich, der Gesetzentwurf gehe in die richtige Richtung. Die sich an das Psychologie-Studium anschliessende Psychotherapeuten-Ausbildung ist gebührenpflichtig.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) verwies darauf, dass mit der geplanten Neuregelung auch der Umgang mit sexualisierter Gewalt im Kindes- und Jugendalter Teil der regulären Grundausbildung werde. «Damit können Psychotherapeuten die psychischen Folgen von sexuellem Kindesmissbrauch künftig schneller und zuverlässiger erkennen und behandeln», erklärte sie.

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