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Digitalisierung als Fluch und Segen beim Klimaschutz

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Deutschland,

Die fortschreitende Digitalisierung kann einerseits «Brandbeschleuniger» für den Klimawandel sein, zugleich aber auch ein wichtiges Instrument für mehr Klimaschutz.

Digitalisierung als Fluch und Segen beim Klimaschutz
Digitalisierung als Fluch und Segen beim Klimaschutz - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Schulze stellt umweltpolitische Digitalagenda vor.

Das machte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Montag in Berlin bei der Vorstellung ihrer umweltpolitischen Digitalagenda deutlich. Sie verwies auf Prognosen, wonach der CO2-Ausstoss durch digitale Anwendungen bereits 2025 den des weltweiten Kraftfahrzeugverkehrs übersteigen könnte.

«Umweltschutz gehört in jeden Algorithmus. Denn ungesteuert wird die Digitalisierung zum Klimaproblem», warnte die Ministerin mit Blick auf immer schneller wachsende Datenmengen. «Mit den richtigen Leitplanken kann die Digitalisierung aber auch dabei helfen, den Klimawandel einzudämmen und das Artensterben zu stoppen», sagte Schulze weiter. Zum Beispiel lasse sich mit Hilfe von Digitaltechnik «Mobilität anders organisieren». Insofern sei Digitalisierung bei richtiger Nutzung ein «Werkzeugkasten für eine nachhaltige Zukunft».

Die Digitalagenda, die Schulze auch auf europäischer Ebene voranbringen will, sieht insgesamt 70 konkrete Massnahmen vor. So könnte beim besonders energieintensiven Streaming von Filmen auf die Einstellung von Autoplay, also das automatische Starten einer Videodatei, als Standardfunktion verzichtet werden. Auch müsse «nicht immer die höchste Auflösung eingestellt sein». Hier wolle sie mit den Anbietern über Selbstverpflichtungen ins Gespräch kommen, kündigte Schulze an.

Weiter forderte die Ministerin «verbindliche Vorgaben für die Energieeffizienz von Rechenzentren». Diese sollten zudem künftig mit Ökostrom betrieben werden. Auch das Online-Shopping will Schulze umweltfreundlicher machen, etwa indem schon auf Suchportalen wie Google oder Idealo Umweltaspekte mit berücksichtigt würden. EU-Vorgaben sollen für eine längere Lebensdauer von Smartphones und Tablets sorgen, Akkus und Displays sollen leichter austauschbar werden.

Langfristiges Ziel der SPD-Politikerin ist ein «verpflichtender, digitaler Produktpass». Es sei «schwer zu erklären, dass es so etwas noch nicht gibt», sagte Schulze. Auf dem Produktpass sollten Daten gespeichert werden, wie umweltfreundlich etwas hergestellt wurde, zum Energieverbrauch beim Gebrauch sowie «was beim Recycling zu beachten ist».

«Wir stehen hier noch ganz am Anfang eines langen Weges», räumte Schulze mit Blick auf die Digitalagenda ein. Ihr Vorstoss sei bislang der erste dieser Art in der EU, bei dem versucht werde, Umwelt- und Digitalisierungsexpertise zusammenbringen. Insofern «leisten wir echte Pionierarbeit». Einen Schub erhofft sich die Ministerin hierfür von der deutschen EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr.

Beteiligt an der Erstellung der Digitalagenda waren neben dem Umweltministerium und seinen nachgeordneten Behörden auch wissenschaftliche Einrichtungen wie das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. «In diesem Jahrzehnt wird sich entscheiden, ob wir den Hebel noch umlegen und die Nachhaltigkeitsziele erreichen können», sagte dessen Geschäftsführer Manfred Fischedick. Es gehe darum, «den Energie- und Ressourcenbedarf der Digitalisierung zu verringern» und deren positive Gestaltungskräfte etwa für die Energie- und Mobilitätswende zu bündeln «und das Innovationspotenzial auszuschöpfen».

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