Drei Tote bei regierungskritischen Protesten in Kolumbien
In Kolumbien sind Proteste gegen den rechtskonservativen Staatschef Iván Duque in Gewalt eskaliert.

Das Wichtigste in Kürze
- Zusammenstösse am Rande landesweiter Demonstrationen gegen Präsident Duque.
Bei Ausschreitungen am Rande von Demonstrationen kamen am Donnerstag drei Menschen ums Leben, wie Verteidigungsminister Carlos Holmes Trujillo am Freitag mitteilte. Zudem seien mehr als 270 Zivilisten und Sicherheitskräfte verletzt worden. 98 Verdächtige seien festgenommen worden. Bei den massiven Protesten waren zehntausende Kolumbianer gegen die Sozial- und Sicherheitspolitik der Regierung auf die Strasse gegangen.
Die gewaltsamen Zusammenstösse ereigneten sich vor allem im Westen des Landes. Zwei Menschen seien in Buenaventura bei einer versuchten Plünderung getötet worden, sagte Trujillo. Bei Auseinandersetzungen mit mutmasslichen Plünderern seien zudem ein Polizist und ein Soldat verletzt worden. Zu den Vorfällen sei eine Ermittlung eingeleitet worden.
Ein weiterer Mensch wurde den Angaben zufolge in Candelaria getötet. Aus dem Verteidigungsministerium hiess es, auch dieser Todesfall stehe im Zusammenhang mit den Ausschreitungen.
Laut Trujillo wurden überdies elf Vorermittlungen zu einem möglichem «irregulären» Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten in der Hauptstadt Bogotá sowie in Cali, Manizales und Cartagena eingeleitet.
Zu den Zusammenstössen war es am Donnerstagabend gekommen. Dabei wurden nach Angaben der Behörden 122 Zivilisten und 151 Sicherheitskräfte verletzt. Die heftigsten Ausschreitungen ereigneten sich in Cali, der drittgrössten Stadt Kolumbiens. In der Folge verhängte die Stadtverwaltung eine Ausgangssperre bis Freitagmorgen. Nach Regierungsangaben normalisierte sich die Lage in Cali sowie in Bogotá am Freitag wieder.
Dem Generalstreik und den Massenkundgebungen, die von den Gewerkschaften organisiert wurden, hatten sich auch Studenten, indigene Gruppen, Umweltschützer und die Opposition angeschlossen. In Bogotá setzte die Polizei Blendgranaten gegen Studenten ein, die zu Tausenden zum internationalen Flughafen der Hauptstadt zogen.
Die Proteste waren die massivsten der vergangenen Jahre. Duque hatte am Mittwoch in einer Fernsehansprache eingeräumt, dass einige Forderungen der Demonstranten berechtigt seien. Zugleich beklagte er eine durch «Lügen» angeheizte Kampagne, mit der neue Gewalt angestachelt werden solle.
Duque hat seit seinem Amtsantritt im August 2018 eine Wende in der Wirtschafts- und Sicherheitspolitik Kolumbiens vollzogen. Er kritisierte etwa das Friedensabkommen mit den Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) als zu nachgiebig und ging seither hart gegen eine Splittergruppe der Farc vor.
Das Abkommen war im Jahr 2016 unter Führung des damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos ausgehandelt worden. Es beendete den jahrzehntelangen Guerilla-Krieg mit den Rebellen, die sich in eine politische Partei umwandelten. Die Farc hatte ein halbes Jahrhundert lang gegen die Regierung in Bogotá gekämpft, mehr als 260.000 Menschen wurden in dem bewaffneten Konflikt getötet.