Dschihadistenmiliz IS verkündet Tod ihres Anführers und ernennt neuen «Kalifen»
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den Tod ihres Anführers verkündet und dessen Nachfolger ernannt.
Das Wichtigste in Kürze
- IS-Anführer laut USA durch Freie Syrische Armee getötet.
Der Iraker Abu Hassan al-Haschimi al-Kuraschi sei «im Kampf gegen die Feinde Gottes» getötet worden, erklärte ein Sprecher der Miliz am Mittwoch, ohne Angaben zum Zeitpunkt und zu den Umständen des Todes zu machen. Er fügte hinzu, zum neuen «Kalifen der Muslime» sei Abu al-Hussein al-Husseini al-Kuraschi ernannt worden.
Laut dem Zentralkommando des US-Militärs (Centcom) wurde al-Haschimi durch das Rebellenbündnis Freie Syrische Armee (FSA) getötet. Der Milizenführer sei Mitte Oktober bei einem Einsatz der FSA in der südsyrischen Provinz Daraa getötet worden.
Die Provinz wird grossteils von syrischen Regierungstruppen und Rebellen kontrolliert, die eine Einigung mit Damaskus erzielt haben. Mitte Oktober hatte die syrische Regierung einen gemeinsamen Einsatz gegen den IS mit ehemaligen Rebellen in der Provinz bekannt gegeben.
Zu einer möglichen Beteiligung der USA an dem Einsatz wollte sich die Sprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre, nicht äussern. Sie begrüsste die Nachricht von al-Haschimis Tod und erklärte, die USA setzten ihr Engagement gegen die «globale Bedrohung» durch den IS fort.
Zum neuen IS-Anführer, der den gleichen Nachnamen wie sein Vorgänger trägt, machte die Miliz keine genaueren Angaben. Der Name al-Kuraschi deutet auf eine Zugehörigkeit eines Stammes hin, der vom Propheten Mohammed abstammt – eine Voraussetzung, um «Kalif» des IS zu werden.
Nach einem schnellen Aufstieg im Jahr 2014 im Irak und in Syrien, bei dem der IS weite Teile der Länder erobert hatte, gilt das selbsternannte «Kalifat» als besiegt. Der IS konnte 2017 aus dem Irak und zwei Jahre später aus Syrien vertrieben werden.
Allerdings hat die Gruppe ihren Einfluss in anderen Teilen der Welt ausgeweitet, etwa in der Sahelzone, in Nigeria, im Jemen oder in Afghanistan, wo sie sich regelmässig zu Anschlägen bekennt.
Die Miliz war mehrfach durch den Tod oder die Gefangennahme ihrer Anführer destabilisiert worden. Anfang des Jahres war der Anführer Abu Ibrahim al-Kuraschi in der nordsyrischen Provinz Idlib bei einem US-Angriff getötet worden. Sein Vorgänger Abu Bakr al-Baghdadi wurde im Oktober 2019 ebenfalls in Idlib getötet.
Im Oktober hatten US-Streitkräfte bei einer Razzia im Nordosten Syriens nach eigenen Angaben ein «hochrangiges» IS-Mitglied getötet. Die USA führen eine Militärkoalition an, die den IS in Syrien bekämpft.
Bei einem späteren Luftangriff seien zwei weitere hochrangige IS-Mitglieder getötet worden, erklärte das US-Zentralkommando. Im Juli hatte das Pentagon erklärt, den obersten Dschihadisten des IS in Syrien bei einem Drohnenangriff im Norden des Landes getötet zu haben.
Die Türkei verkündete im September, Sicherheitskräfte hätten einen Mann namens Baschar Chattab Ghasal al-Sumaidai gefangen genommen. Türkischen Medien zufolge gab es Hinweise darauf, dass Sumaidai der IS-Anführer gewesen sein könnte.
Im Januar hatten IS-Kämpfer ein Gefängnis im Nordosten Syriens angegriffen. Nach Angaben der in Grossbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sollen hunderte gefangene IS-Kämpfer, darunter auch ranghohe Anführer, geflohen sein – auch in die benachbarte Türkei oder in türkisch kontrollierte Gebiete in Nordsyrien.
Das Pentagon warnte am Dienstag, dass eine drohende türkische Bodenoffensive in Syrien die im Krieg gegen den IS erzielten Erfolge «ernsthaft gefährden» würde.