G7-Entwicklungsminister beschliessen Bündnis für globale Ernährungssicherheit

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Deutschland,

Wegen des Ukraine-Kriegs ist die globale Ernährungssicherheit gefährdet. Nun haben die G7-Staaten aus diesem Grund ein Bündnis beschlossen.

Arbeiter mit Weizenkörnern in einer Mühle in Indien
Arbeiter mit Weizenkörnern in einer Mühle in Indien - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen des russischen Angriffes auf die Ukraine droht eine globale Lebensmittelknappheit.
  • Deswegen trafen sich die Entwicklungsminister der G7-Staaten in Berlin.
  • Die Länder haben ein Bündnis zur Lösung der drohenden Krise beschlossen.

Die G7-Staaten haben ein Bündnis für globale Ernährungssicherheit beschlossen, um die Welt gegen eine drohende Hungerkrise zu wappnen. Dies teilte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Donnerstag in Berlin mit. Nach dem G7-Beschluss sollen nun noch weitere Partner für das von ihr vorgeschlagene Bündnis gewonnen werden.

Dies, um «eine schnelle, wirksame und nachhaltige Antwort auf die durch Russlands Angriffskrieg ausgelöste Ernährungskrise zu geben».

Ukraine-Krieg verschärft weltweite Ernährungslage

Durch den Ukraine-Krieg habe sich die weltweite Ernährungslage dramatisch verschärft, erklärte Schulze zum Abschluss des G7-Entwicklungsministertreffens in Berlin. Es drohe die schwerste Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg. «Deswegen müssen wir entschlossen und gemeinsam handeln und dafür sorgen, dass das Getreide schnell zu den Hungernden kommt.»

Auch der als Gast an dem Treffen teilnehmende Leiter des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), Achim Steiner, schlug Alarm: Wenn sich der Preisanstieg an den Agrarmärkten verfestige, seien «hunderte Millionen von Menschen nicht mehr in der Lage, ihre Grundnahrungsmittel einzukaufen».

Zur Unterstützung der hungerleidenden Menschen will das neue Bündnis die Massnahmen der internationalen Gemeinschaft zur Ernährungssicherheit besser koordinieren. Neben kurzfristiger Nothilfe will es vor allem langfristig helfen und nachhaltige Strukturen schaffen, «die Länder dauerhaft robuster machen gegen die Preisschocks auf den Weltmärkten», wie Schulze sagte.

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Svenja Schulze (SPD), deutsch Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am G7-Treffen. - keystone

Es könne immer wieder passieren, dass jemand wie der russische Präsident Wladimir Putin «Hunger als Druckmittel einsetzt», sagte Schulze. Das Gegenmittel seien «krisenfeste Ernährungssysteme». Damit Entwicklungsländer nicht mehr «erpressbar» seien, müssten sie in die Lage versetzt werden, mehr Lebensmittel selbst zu produzieren. Natur und Umwelt dürften darunter aber nicht leiden und der Anbau müsse auch an den Klimawandel angepasst werden.

Bündnis hat zahlreiche Unterstützer

Neben den G7-Staaten Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan, Kanada und den USA, der EU-Kommission und der Weltbank zählen den Angaben zufolge bereits die Globale Krisenreaktionsgruppe der UNO, Norwegen, Dänemark, die Afrikanische Union (AU), das UN-Welternährungsprogramm (WFP) und der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) zu den Unterstützern des Bündnisses. Es steht aber noch weiteren Ländern und Organisationen offen, etwa auch Schwellenländern, die über Lebensmittelvorräte verfügen.

Eine Hauptursache der aktuellen Ernährungskrise ist Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine: Die Ukraine ist normalerweise einer der grössten Getreideexporteure der Welt. Durch den Krieg liegen nun aber Felder brach, Getreidespeicher sind zerstört und Häfen blockiert, was zu einer Verknappung auf dem Weltmarkt und damit zu stark steigenden Preisen geführt hat.

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ARCHIV - Während im Westen der Ukraine im März noch im Rahmen des Beginns der Aussaat- und Pflanzsaison die Weizenfelder gepflügt wurden, werden nach ukrainischen Angaben Vorräte aus dem stark umkämpften Osten von Russland geraubt. Foto: Nariman El-Mofty/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Nariman El-Mofty

Der Kreml machte am Donnerstag dagegen «unüberlegte» wirtschaftliche Entscheidungen der EU und der USA für die Krise verantwortlich. Der Kreml-Berater Maxim Oreschkin verwies damit auf die gegen Russland verhängten Sanktionen, die auch den Export von Weizen erschweren. Präsident Wladimir Putin habe schon seit Ende des vergangenen Jahres - also lange vor Kriegsbeginn - Massnahmen ergriffen, um Russland auf eine globale Ernährungskrise vorzubereiten, sagte Oreschkin.

Auf dem G7-Treffen in Berlin ging es neben der Bekämpfung des Hungers auch um den Wiederaufbau der Ukraine, Klima- und Umweltschutz und globale Gesundheit. Gemeinsam mit den G7-Gesundheitsministern berieten die Entwicklungsminister über die Corona-Pandemie, stärkere Gesundheitssysteme weltweit und die Vorsorge gegen künftige Pandemien.

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