Angela Merkel hat sich in einer Rede an der Harvard University klar von US-Präsident Donald Trump distanziert. Dafür gab es eine Standing Ovation.
Harvard University
Angela Merkel hält eine Rede an der Universität Harvard. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Angela Merkel wurde an der Eliteuniversität Harvard bejubelt und geehrt.
  • Ihr Motto bei der Rede war: «Global statt national, weltoffen statt isolationistisch».
  • Dank der Abgrenzung zur Politik von Donald Trump war ihr eine Standing Ovation sicher.
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Der Klimawandel, der Hunger oder «Krieg und Terrorismus». Globale Herausforderungen wie diese, könnten nur bewältigt werden, wenn die Staaten zusammen agierten. Das sagte Angela Merkel am Donnerstag bei der Abschlussfeier der weltberühmten US-Elitehochschule Harvard University.

«Veränderungen zum Guten sind möglich, wenn wir sie gemeinsam angehen. In Alleingängen wird das nicht gelingen», betonte die Kanzlerin. Ihre Rede konnte als direkte Replik auf den «Amerika zuerst»-Kurs von Donald Trump verstanden werden.

Das kam bei den Eltern und Absolventen der Harvard University besonders gut an. Immer wieder erhoben sich die Zuhörer zur Standing Ovation.

Harvard University: Merkel als Gegenfigur zu Trump

An der linksliberal geprägten Harvard University in Cambridge im Bundesstaat Massachusetts hat Trump nicht viele Freunde. Angela Merkel wurde dort geradezu als Gegenfigur zum US-Präsidenten zelebriert.

Vor ihrer Rede war sie mit einem Ehrendoktortitel geehrt worden. Diesen begründete die Universität unter anderem damit, dass sich die Kanzlerin «standhaft» für die internationale Kooperation einsetze.

Als Hauptrednerin der Abschlussfeier mit tausenden Teilnehmern sagte Merkel: «Mehr denn je müssen wir multilateral statt unilateral denken und handeln.» Durch internationale Kooperation sei es lösbar, die Klimaerwärmung zu stoppen und den Hunger zu besiegen. Sowie die Ursachen von Flucht und Vertreibung einzudämmen.

«Das alles können wir schaffen», sagte sie. Es war eine offenkundige Anspielung auf ihren berühmten Ausspruch «Wir schaffen das» während der Flüchtlingskrise von 2015.

Selbstkritik der Kanzlerin beim Klimaschutz

Beim Thema Klimaschutz übte Angela Merkel allerdings auch Selbstkritik. Es müsse «alles Menschenmögliche» getan werden, um «diese Menschheits-Herausforderung wirklich in den Griff zu bekommen». Dazu müsse jeder seinen Beitrag leisten und auch die Bundesregierung «besser werden», sagte sie.

Von Trump grenzte sich die Kanzlerin in ihrer rund halbstündigen Ansprache auf diversen Politikfeldern scharf ab. Sie nannte ihn aber niemals beim Namen.

Als Kommentar zu Trumps stürmischem Politikstil wurde im Publikum offensichtlich auch eine Mahnung der Kanzlerin verstanden. Sie sagte, es gelte «bei allem Entscheidungsdruck nicht immer unseren ersten Impulsen» zu folgen. Sondern die Zeit zum «innehalten, nachdenken, Pause halten» zu nehmen.

Die wurde mit Applaus und Gelächter quittiert. Stehende Ovationen für die Kanzlerin gab es dann, als sie Faktentreue forderte. «Dass wir Lügen nicht Wahrheiten nennen und Wahrheiten nicht Lügen».

Angela Merkel, die DDR-Bürgerin

Angela Merkel bettete ihre Botschaften in den Kontext der deutschen Nachkriegsgeschichte ein. Sie schilderte auch ihre persönlichen Erfahrungen als einstige DDR-Bürgerin. Durch den Mauerfall habe sie gelernt: «Was festgefügt und unveränderlich scheint, das kann sich ändern.»

Als Beispiel dafür nannte Merkel auch, dass die einstigen Kriegsgegner USA und Deutschland zu Freunden geworden seien. Sie erinnerte an den Marshall-Plan zum Wiederaufbau Westdeutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg.

Merkel hielt sich nur kurz in den USA auf. Treffen mit der US-Regierung hatte sie nicht, einen Stopp in Washington gab es nicht. Von der Bundesregierung wurde dies mit Terminschwierigkeiten begründet. Merkel war zuletzt im April 2018 zu Besuch bei Trump.

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Angela Merkel während der Verleihung der Ehrendoktorwürde an der Harvard University. - dpa
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