Kapitol-Stürmer sucht angeblich Asyl in Belarus
Ein Kalifornier, der am Kapitol-Sturm beteiligt war, suchte nun Asyl in Belarus. Er gab dort ein Interview und sprach von «politischer Verfolgung».
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Kalifornier suchte in Belarus Asyl.
- Er wird von den USA im Zusammenhang mit dem Kapitolsturm gesucht.
- In Belarus 1 sagte er, dass er verfolgt werde.
Ein US-Bürger hat laut belarussischen Staatsmedienberichten Asyl in Belarus beantragt. Der Kalifornier wird im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Sturm auf das US-Kapitol im Januar polizeilich gesucht.
Evan Neumann habe Mitte August die ukrainisch-belarussische Grenze überquert, berichtete der Sender Belarus 1 am Sonntagabend. «Ein US-Bürger ersucht um Asyl in Belarus. Es klingt unglaublich, aber so ist es», hiess es in dem Bericht.
Belarus 1 veröffentlichte ein Interview mit Neumann, in dem der bärtige US-Bürger sich als unschuldig bezeichnete. Der früher in Kalifornien lebende Mann steht auf der Fahndungsliste der US-Bundespolizei FBI. Ihm werden von den US-Ermittlern sechs schwere Straftaten im Zusammenhang mit dem Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar zur Last gelegt, darunter Angriffe auf Polizisten.
Belarus hält ihn für normalen Amerikaner
Laut Belarus 1 flog Neumann im März nach Italien, von wo aus er sich bis zur westukrainischen Stadt Schytomyr durchschlug. Dort habe er vier Monate gelebt, bevor er illegal nach Belarus gereist sei. Er habe den Eindruck gehabt, dass der ukrainische Geheimdienst SBU ihn verfolgte, sagte Neumann dem Sender. «Dies ist politische Verfolgung», sagte er.
Belarus 1 bezeichnete Neumann als «einfachen Amerikaner», der «Gerechtigkeit» wolle und «unbequeme Fragen» gestellt habe. Nun habe er «alles verloren» und werde von der US-Regierung «verfolgt».
Am 6. Januar hatten Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump das Kapitol in Washington gestürmt. Sie wollten die offizielle Bestätigung des Wahlsiegs von Trumps Nachfolger Joe Biden stören. Fünf Menschen starben dabei.
Trump wird vorgeworfen, seine Anhänger bei einer Rede kurz zuvor aufgestachelt zu haben. Der Rechtspopulist hat seine Wahlniederlage bis heute nicht anerkannt und behauptet stattdessen ohne Belege, es habe Wahlbetrug gegeben.
Spannungen zum Westen
Neumann war nach Erkenntnissen der US-Justizbehörden bereits in der Vergangenheit in Osteuropa. Laut seinem Linkedin-Profilbefand sich der US-Bürger während der sogenannten Orange Revolution 2004 und 2005 in der Ukraine. Auf das Profil wird vom US-Justizministerium verwiesen wird.
Neumann begibt sich durch seine Einreise nach Belarus in ein Land, dessen Verhältnis zum Westen von massiven Spannungen geprägt ist. Wegen mutmasslichen Wahlbetrugs bei der Präsidentschaftswahl 2020 verhängten die EU und die USA Sanktionen gegen die Führung in Minsk. Die brutale Verfolgung von Oppositionellen im Land ist ebenfalls ein Grund.
Derzeit wird dem seit 1994 regierenden Machthaber Alexander Lukaschenko vorgeworfen, Migranten in die EU zu schleusen. Er wolle so Vergeltung für Sanktionsbeschlüsse üben.