Konfliktparteien im Jemen verhandeln erneut über grossangelegten Gefangenenaustausch
Das Wichtigste in Kürze
- UNO ruft Jemens Regierung und Huthi-Rebellen zu «ernsthaften Gesprächen» auf.
Der UN-Sondergesandte für den Jemen, Hans Grundberg, forderte beide Seiten in einer Erklärung zu «ernsthaften Gesprächen» auf, um die Freiheit für «so viele Gefangene wie möglich» zu erwirken. Den Gesprächen war die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran vorangegangen, die im Jemen-Konflikt eine wichtige Rolle spielen.
Die Verhandlungen der beiden Konfliktparteien in Genf sind auf elf Tage angesetzt. Grundberg forderte sie mit Blick auf den nahenden muslimischen Fastenmonat Ramadan auf, «dass sie nicht nur die Verpflichtungen einhalten, die sie miteinander eingegangen sind, sondern auch ihre Verpflichtungen gegenüber den tausenden jemenitischen Familien, die seit zu langer Zeit darauf warten, ihre Angehörigen wieder zu sehen».
Der federführend an den Verhandlungen beteiligte Huthi-Rebell Abdelkader al-Murtada äusserte auf Twitter die Hoffnung, dass diese Verhandlungsrunde «entscheidend» sei. Madsched Fadail von der Delegation der jemenitischen Regierung erklärte, es gehe um die Regelung der «Details» des Gefangenenaustauschs.
Nach UN-Angaben ist es bereits das siebte Treffen von Regierungsvertretern und Huthi-Rebellen, das die Umsetzung eines Gefangenenaustausch-Abkommens regeln soll. Dieses war bereits vor fünf Jahren in Stockholm geschlossen worden. Beide Seiten hatten sich darin zugesichert, alle im Zuge des 2014 im Jemen ausgebrochenen Konflikts «Gefangenen, verschwundenen Personen, willkürlich festgenommene Personen» unverzüglich und «ohne irgendeine Ausnahme oder Bedingung» freizulassen.
Im Zuge der Gespräche gab es auch bereits schon Freilassungen, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärte. So seien 2020 «mehr als 1050 Gefangene befreit oder in ihre Ursprungsregion oder ihr Ursprungsland zurückgebracht» worden.
Der Jemen-Konflikt und seine Folgen zählen zu den schlimmsten humanitären Katastrophen weltweit. Seit September 2014 kämpfen Truppen des ins Exil geflüchteten sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi gegen die vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen. Im März 2015 begann ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis, zugunsten der Hadi-Truppen militärisch einzugreifen. Somit stehen sich im Jemen indirekt die beiden grossen rivalisierenden Mächte der Region, Iran und Saudi-Arabien, gegenüber.