Kosovo: Polit-Zwist im Kosovo wegen Erdogan

Daniel Mueller
Daniel Mueller

Serbien,

Am vergangenen Donnerstag sind in Kosovo sechs mutmassliche Anhänger der sogenannten Gülen-Bewegung festgenommen und in die Türkei ausgeschafft worden. Gemäss regierungsnahen türkischen Medien folgte die Ausweisung durch eine Kooperation zwischen der Türkei und dem kosovarischen Geheimdienst.

Offenbar mit unterschiedlichen Vorstellungen zur zukünftigen Ausrichtung von Kosovo: Premier Ramush Haradinaj und Staatspräsident Hashim Thaçi.
Offenbar mit unterschiedlichen Vorstellungen zur zukünftigen Ausrichtung von Kosovo: Premier Ramush Haradinaj und Staatspräsident Hashim Thaçi. - Keystone

Die Auslieferung wurde am Samstag damit verteidigt, dass die Gülen-Anhänger in gesetzeswidrige Aktivitäten verwickelt gewesen seien und dadurch die nationale Sicherheit gefährdeten. Kosovos Premierminister Ramush Haradinaj hingegen wies jegliches Mitwissen von sich und entliess umgehend den Innenminister und den Geheimdienstchef.

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Donnerstag wurden sechs mutmassliche Gülen-Anhäner von Kosovo an die Türkei ausgeliefert.
  • Kosovo sieht sich nun im Dilemma zwischen einer Zukunft in Europa und dem Einfluss der Türkei.

Fünf Lehrer und ein Mediziner sind gemäss Medienberichten am Donnerstag in Kosovo verhaftet und an die Türkei ausgeliefert worden. Zuvor hatten die kosovarischen Sicherheitsbehörden ihre Aufenthaltspapiere für ungültig erklärt. Den türkischen Staatsangehörigen wird vorgeworfen, Anhänger der Bewegung des türkischen Predigers Fethullah Gülen zu sein.

Zwist in kosovarischer Regierung

Im Kosovo schlägt die offenbare Kooperation zwischen dem kosovarischen und dem türkischen Geheimdienst hohe Wellen. Laut dem «Bund» sprachen kosovarische Publizisten teilweise von einer Entführung. Auch politisch blieb der Vorfall nicht ohne Folgen. Offenbar geschah die Auslieferung unter Anordnung von Kosovos Staatspräsident Hashim Thaçi, dem Innenminister und dem Geheimdienstchef.

Erdogans langer Arm

Die Auslieferung ist ganz im Sinne des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Seit dem militärischen Putschversuch von 2016 stellte Erdogans Regime europaweit zahlreiche Auslieferungsanträge für türkische Staatsbürger mit mutmasslichen Verbindungen zu Gülen. Ihnen wird zumeist Terrorismus vorgeworfen: alleine an Deutschland wurden deren 115 Gesuche gestellt. In der Schweiz soll es durch den türkischen Geheimdienst gar zu einer versuchten Entführung gekommen sein (Nau berichtete).

Als bis jetzt einziges EU-Land lieferte Bulgarien Gülen-Anhänger an die Türkei aus. Kosovos Staatspräsident Thaçi pflegt beste Verbindungen in die Türkei, Premier Haradinaj hingegen gilt als Vertreter einer Europa zugewandten Aussenpolitik. Haradinajs Kritik entzürnte den türkischen Präsidenten entsprechend. Erdogan drohte gar mit Vergeltung.

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Nationalräte reagieren auf die mutmassliche Türkei-Affäre. - Nau

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