Libysche Behörden nehmen in Tripolis mehr als 600 Migranten fest
Die libyschen Behörden haben nach Angaben von Flüchtlingshelfern mehr als 600 Migranten festgenommen, die seit mehreren Monaten vor einem früheren Büro des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) in der Hauptstadt Tripolis ausharrten.
Das Wichtigste in Kürze
- Flüchtlingshelfer beklagen Verschlechterung der bereits miserablen Lage.
«Wir sind alarmiert wegen der Festnahme von hunderten von Migranten, Flüchtlingen und Asylsuchenden, darunter Frauen und Kinder», erklärte Dax Roque vom Norwegischen Flüchtlingsrat.
Nach Angaben der Hilfsorganisation verlief der Einsatz «rabiat», Zelte und Notunterkünfte der Flüchtlinge seien in Brand gesetzt worden. Thomas Garofalo vom International Rescue Committee erklärte, bei dem Einsatz habe es Verletzte gegeben, «darunter eine Person mit Schussverletzungen».
Anfang Oktober waren bei einem Einsatz der libyschen Sicherheitskräfte gegen Migranten in einem Viertel der Hauptstadt 15 Menschen getötet worden. Mindestens 5000 Menschen wurden dabei festgenommen. Einige Tage später wurden nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration sechs Migranten bei einem Massenausbruch von rund 2000 Migranten aus einem geschlossenen Zentrum getötet.
Seit diesen Vorfällen habe sich die Lage für Migranten in Libyen «noch verschlechtert», erklärte der Flüchtlingsrat. Die libyschen Behörden müssten die Festgenommenen freilassen, vor allem Frauen und Kinder, und sie vor weiterer Gewalt schützen.
Libyen ist seit dem Sturz Muammar al-Gaddafis 2011 von gewaltsamen Konflikten und Machtkämpfen geprägt. Zugleich versuchen viele Migranten aus afrikanischen Staaten südlich der Sahara von dort aus nach Europa zu gelangen. Viele von ihnen werden in Libyen unter katastrophalen Umständen festgehalten.