«Digitalisierung»: E-Autos müssen bei Panne häufiger in die Garage
Auf den Schweizer Strassen fahren immer mehr E-Autos. Doch die Technologie bringt ihre Tücken mit. Pannendienste stellen sie vor neue Herausforderungen.

Das Wichtigste in Kürze
- E-Autos stellen Pannendienste vor neue Herausforderungen.
- Akku-Probleme sind die häufige Ursache für liegengebliebene E-Autos.
- Moderne Autos mit Software müssen zudem häufiger in die Garage.
Jedes fünfte Auto in der Schweiz fährt heute mit Strom. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren betrug der Anteil von E-Autos hierzulande gerade einmal 0,7 Prozent.
Mit der neuen Technologie verändert sich nicht nur das Fahrerlebnis. Auch die Pannendienste müssen sich darauf einstellen.
Pannenanfälliger oder gefährlicher sind die batteriebetriebenen Fahrzeuge zwar nicht. Trotzdem stellen sie die Pannendienste vor neue Herausforderungen.
Einer, der das Business bestens kennt, ist Fabian Knecht, Geschäftsführer der Autohilfe Zürich.
«Die Fahrzeuge sind im Aufbau unterschiedlich – so unterschiedlich sind auch die Störungen», sagt er gegenüber Nau.ch. «Grundsätzlich sind E-Autos aber mindestens gleich gut, oftmals sogar besser, was die Technik betrifft.»
Der Grund: Im Gegensatz zu Verbrennern gibt es bei E-Autos weniger mechanische Teile, die ausfallen können.
Akku leer – E-Autos bleiben stehen
Doch: Es sind nicht immer technische Defekte, die E-Autos lahmlegen. Häufig liegt das Problem beim Fahrer oder der Fahrerin.
«Die meisten Fahrzeuge bleiben stehen, weil der Akku nicht bis zur nächsten Ladesäule reicht», erzählt Knecht.
Zwar arbeiten moderne Fahrzeuge mit Echtzeitdaten, die Wetter, Verkehr und Streckenprofil in die Routenplanung einbeziehen. Doch eine gewisse Vorbereitung sei unerlässlich.
«Ein E-Auto-Fahrer muss seine Reise planen. Bei einem Verbrenner ist das weniger kritisch, weil es überall Tankstellen gibt. Doch wer mit leerem Akku liegen bleibt, steht – wortwörtlich – still.»
Nebstdem gibt es auch bei E-Autos bekannte Pannen wie bei Verbrennerautos. Insbesondere mit den Reifen oder der Batterie.
«Viele wissen nicht, dass auch ein Elektrofahrzeug eine 12-Volt-Batterie hat, die die elektrischen Systeme im Fahrzeug mit Strom versorgt. Diese kann auch bei einem Elektrofahrzeug zu einer Panne führen, weil sich das Fahrzeug nicht mehr starten lässt.»
Zehn Prozent der Pannen gehen auf E-Autos
Auch TCS-Sprecher Marco Wölfli bestätigt gegenüber Nau.ch: «E-Autos machen rund zehn Prozent der Pannenhilfen aus. Der Antrieb sagt nichts über die Pannenanfälligkeit aus. Grösseren Einfluss hat das Alter des Autos, unabhängig vom Antrieb.»
Generell sei das Abschleppen moderner Fahrzeuge schwieriger, wie Fabian Knecht von der Autohilfe Zürich erklärt. Doch das betreffe nicht nur E-Autos.
Die meisten neuen Autos dürfen nicht mehr einfach mit dem Seil abgeschleppt werden. «Viele Hersteller verbieten dies generell. Die Fahrzeuge müssen daher meistens auf einen Transporter aufgeladen werden, wenn sie einen Defekt erleiden.»
Was Unfälle betrifft, sei die Bergung nicht schwieriger, sondern anders.
Immer wieder kursieren spektakuläre Bilder von brennenden Teslas. Doch das sei die absolute Ausnahme.
Knecht betont: «Diese Fahrzeuge brennen nicht häufiger als andere. Sie sind tendenziell sogar sicherer als Verbrenner.» Zudem können technische Tools gezielt bei einer Rettung oder Brandbekämpfung eingesetzt werden können.
TCS: «E-Autos lassen sich weniger gut sofort reparieren»
Auch Marco Wölfli vom TCS sieht die Herausforderung eher in der Software als im Strom: «Das ist keine Frage des Antriebs, sondern der Digitalisierung. Neue Autos mit viel Software lassen sich weniger gut sofort reparieren und müssen häufiger in die nächste Garage transportiert werden.»

Gibt es Fälle, in denen E-Autos aufgrund technischer Probleme nicht abgeschleppt werden konnten?
Fabian Knecht von der Autohilfe Zürich wiegelt ab: «99 Prozent aller Elektrofahrzeuge können problemlos abgeschleppt werden. Für das eine Prozent gibt es klare Vorgehensweisen, die Bergungsdienste und Rettungsorganisationen kennen.»