Neues Schiff der Hilfsorganisation Sea-Eye soll noch dieses Jahr in See stechen
Die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye hat - zum Todestag des syrischen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi - den Einsatz eines neuen Rettungsschiffs angekündigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Organisation kritisiert Kriminalisierung durch italienische Behörden.
Die Arbeit der Organisation werde immer wieder «behindert, diffamiert und kriminalisiert», sagte Gorden Isler von Sea-Eye am Dienstag vor Journalisten in Regensburg. Das neue Schiff solle noch dieses Jahr in See stechen. Bei der Bekanntmachung sprach auch Tima Kurdi, Tante des ertrunkenen Jungen, dessen Bilder vor fünf Jahren um die Welt gegangen waren.
Italienische Hafenbehörden hatten das Sea-Eye-Schiff «Alan Kurdi» unter Verweis auf technische Mängel, Sicherheitsbedenken und Verstösse gegen Umweltauflagen immer wieder festgesetzt, zuletzt im Mai. Dagegen ging die Hilfsorganisation Ende August schliesslich mit einer Klage vor. Das vierte Schiff der Regensburger Organisation solle nun alle vorgetragenen Auflagen der italienischen Behörden erfüllen, um weitere Festsetzungen zu vermeiden, hiess es in einer Erklärung von Sea-Eye.
Genau wie die «Alan Kurdi» werde das neue Schiff im zentralen Mittelmeer eingesetzt, sagte Isler. Die Kosten beliefen sich auf rund 700.000 Euro. Präsentieren werde es die Organisation in einigen Wochen. Heimathafen werde Regenburg und Namensgeber Alan Kurdis älterer Bruder Ghabil Kurdi, der ebenfalls auf der Flucht ertrank. Aktuell werde das Schiff gewartet und für seinen Einsatz ausgestattet, sagte Isler.
Die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer(SPD) sagte bei der Bekanntgabe, Alan Kurdi habe die «menschliche Tragödie für alle sichtbar gemacht». Sie sei stolz, dass das neue Schiff in Regensburg beheimatet ist. «Ihr könnt uns ruhig noch Flüchtlinge schicken», sagte sie, Kommunen und Städte könnten das stemmen.
Zudem kündigte Sea-Eye den Start einer neuen Spendenkampagne unter dem Namen «Ehrlich gesagt» an. Bilder versunkener Gegenstände, wie Handys oder Kinderschuhe, gepaart mit Aussagen wie «ehrlich gesagt, bedeutet Spenden weniger Sterben» sollen Menschen zum Spenden bewegen. Die Kommunikation beginne da, wo andere Menschen ihr Leben liessen: unter der Wasseroberfläche, hiess es.
Mit der «Ghabil Kurdi» schickt Sea-Eye das mittlerweile vierte Schiff aufs Meer. Im vergangenen Jahr ertranken nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 1283 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer. In den vergangenen fünf Jahren gab es insgesamt mehr als 19.000 Tote.