Papst räumt erstmals Missbrauch von Nonnen durch Priester und Bischöfe ein
Papst Franziskus hat erstmals sexuellen Missbrauch von Nonnen durch Priester und Bischöfe eingeräumt.
Das Wichtigste in Kürze
- Franziskus: Vor allem neue Kongregationen und bestimmte Regionen betroffen.
«Es gab Priester und auch Bischöfe, die das getan haben», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Dienstag auf eine entsprechende Frage an Bord eines Flugzeuges auf dem Rückflug aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Erst vergangene Woche hatte ein hochrangiger Vertreter des Vatikan sein Amt niedergelegt, weil er eine deutsche Nonne massiv bedrängt haben soll.
Missbrauch von Nonnen könne zwar «überall» geschehen, sagte der Papst. Derartige Fälle seien aber besonders häufig in «einigen neuen Kongregationen und in einigen Regionen». Die Kirchenspitze arbeite bereits «lange» an dem Thema. Mehrere Geistliche seien wegen der Übergriffe suspendiert worden. Namen oder einzelne Länder nannte der Papst nicht.
Zudem seien einige besonders betroffene Frauenkongregationen aufgelöst worden, sagte Franziskus weiter. Bereits sein Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt XVI., «hatte den Mut, eine Frauenkongregation aufzulösen». In dieser habe sich «diese Versklavung von Frauen festgesetzt, eine Versklavung, die bis zur sexuellen Versklavung durch Priester und den Gründer ging.»
Franziskus bezog sich mit dieser Äusserung nach Angaben seines Sprechers auf die französische Kongregation der Kontemplativen Schwestern vom heiligen Johannes.
Das Kirchenoberhaupt erwähnte noch eine weitere Kongregation, die sich der «sexuellen und ökonomischen Verderbnis» schuldig gemacht habe. Auch zu dieser habe Benedikt XVI. Untersuchungen eingeleitet. «Er war ein starker Mann. Er war konsequent», sagte Franziskus.
Die Kirche dürfe derartige Fälle nicht abstreiten, betonte der Pontifex. «Müssen wir noch mehr tun? Ja! Haben wir den Willen dazu? Ja!»
Zuletzt hatten sich Vorwürfe von Klosterschwestern gegen hohe kirchliche Würdenträger weltweit gehäuft. Der österreichische Pater Hermann Geissler hatte am Dienstag vergangener Woche beim Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre der Kirche seinen Rücktritt eingereicht, weil er die deutsche Nonne Doris Wagner im Beichtstuhl massiv bedrängt haben soll. Geissler war einer von drei Büroleitern der Glaubenskongregation.
Die Philosophin und Theologin Wagner hatte im Vatikan Vorwürfe wegen Übergriffen und Missbrauch während ihrer acht Jahre als Nonne vorgebracht. Die heute 34-Jährige war nach eigenen Angaben im Jahr 2008 von einem Priester vergewaltigt worden und hatte dies ihrem Gemeindevorsteher in Rom gemeldet.
In der Folge habe sie ein Geistlicher bedrängt, der auf seinen Wunsch hin ihr Beichtvater geworden sei. Bei diesem handelte es sich offenbar um Geissler. Er habe gesagt, «dass er mich liebt und dass er wisse, dass ich ihn liebe, und dass es andere Wege gebe, auch wenn wir nicht heiraten dürften».
Wagner warf dem Priester überdies vor, einmal versucht zu haben, sie in die Arme zu nehmen und zu küssen. Geissler weist die Vorwürfe zurück. Er war nach einem Disziplinarverfahren im Jahr 2014 lediglich verwarnt worden.
Die katholische Kirche wird seit Jahren von Missbrauchsaffären erschüttert und stürzte dadurch in eine tiefe Krise. Bislang waren vor allem Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche bekannt geworden. Ende Februar kommen im Vatikan die Vorsitzenden der weltweiten Bischofskonferenzen zusammen, um über den «Schutz von Minderjährigen» zu beraten.