Premierministerin Élisabeth Borne sorgt für gespaltene Reaktionen
Die Ernennung von Élisabeth Borne zur neuen Premierministerin spaltet Frankreich. Manche loben die Entscheidung, andere kritisieren die Politikerin.
Das Wichtigste in Kürze
- Frankreichs Meinungen über die neue Premierministerin sind gespalten.
- Die Opposition kritisiert sie und einige Medien zeigen sich skeptisch.
- Andere Medien loben die Entscheidung Macrons.
- Sie hat grosse Aufgaben wie die Rentenreform und die Umweltpolitik vor sich.
Die Ernennung von Élisabeth Borne zur neuen Premierministerin hat in Frankreich gemischte Reaktionen ausgelöst. «Ihr Profil einer Technokratin erinnert an das ihres Vorgängers Jean Castex», schrieb die Zeitung «Les Echos» (Dienstagsausgabe). Es laufe darauf hinaus, dass es «weiterhin eine starke Machtkonzentration im Élysée» gebe.
Präsident Emmanuel Macron habe sich für Borne entschieden, «weil er letztlich alles selber bestimmen will.» sagte der wegen Volksverhetzung verurteilte rechtsextreme Politiker Éric Zemmour dem Sender RTL.
«Wahl der Vernunft»
Für die Zeitung «La Croix» war es eine «Wahl der Vernunft», die zeige, dass Macron seinen Regierungsstil nicht ändern wolle. «Le Figaro» zeigte sich skeptisch: Sie werde schwierige Reformen wie die Rentenreform umsetzen müssen. Dabei dürfe sie «nicht riskieren, dass neue Wut ausbricht», schrieb das Blatt.
Der Generalsekretär der Grünen, Julien Bayou, kritisierte Élisabeth Borne für ihre Bilanz als Umweltministerin. Ihre Ernennung als Premierministerin sei «die Fortsetzung einer Amtszeit der Klima-Passivität», sagte er dem Sender France Inter.
Es ist das zweite Mal, dass Frankreich eine Frau als Regierungschefin hat. Zum ersten Mal jedoch wird sie Premierministerin genannt. Ihre Vorgängerin Edith Cresson, die 1991 für weniger als ein Jahr im Amt war, wurde noch als «Frau Premierminister» angesprochen.
Élisabeth Borne: Der «Kampf für den Platz der Frauen»
Borne widmete ihre Ernennung «allen kleinen Mädchen» und ermunterte sie, ihre Träume zu verwirklichen. «Nichts soll uns hindern, den Kampf für den Platz der Frauen in unserer Gesellschaft aufzugeben.» Das sagte sie nach der Übernahme der Amtsgeschäfte.
Die links orientierte Politikerin zählt zu den wenigen, die von Beginn an in Macrons Regierungsmannschaft waren. Das neue Kabinett soll in den kommenden Tagen vorgestellt werden.
Der Regierungswechsel ist nicht an die Präsidentschaftswahl gebunden. Macron wollte jedoch vor den Wahlen zur Nationalversammlung im Juni ein Zeichen des politischen Aufbruchs setzen.
Die erste Kabinettssitzung der neuen Regierung soll gegen Ende der Woche stattfinden. Es wird damit gerechnet, dass es eine eher kleine und paritätisch besetzte Regierungsmannschaft wird. Nach den Parlamentswahlen könnte sie noch aufgestockt werden.
Minenfeld Rentenreform und Umweltpolitik
Élisabeth Borne soll zunächst dafür sorgen, dass das Regierungslager bei der Parlamentswahl im Juni gut abschneidet. Sie selber will in einem Wahlkreis in der Normandie antreten. Offen ist, was passiert, wenn sie die Wahl dort verliert. Nach einer ungeschriebenen Regel sollen Minister, die bei der Parlamentswahl scheitern, ihr Amt räumen.
Anschliessend steht die Rentenreform an, für die sie in ihrer Zeit als Arbeitsministerin schon einmal zuständig war. Macron will das Rentenalter von 62 auf 64 oder 65 Jahre hinaufsetzen.
Macron hatte zudem angekündigt, dass die grossen Linien der Umweltpolitik künftig von der Regierungschefin bestimmt werden sollen. Borne kann dabei auf ihre Erfahrung als Umweltministerin zurückgreifen.