Ringen in London um Johnsons Nachfolge
Letzte Woche hat Boris Johnson seinen Rücktritt als britischen Premierminister angekündigt. Nun wird nach einem Nachfolger gesucht.
Das Wichtigste in Kürze
- Bislang haben sich 11 Kandidaten um die Nachfolge von Boris Johnson beworben.
- Es wird erwartet, dass jeder Kandidat 20 unterstützende Abgeordnete haben muss.
Bei der Suche nach einem Nachfolger des britischen Premierministers Boris Johnson drückt die regierende Konservative Partei aufs Tempo. Mit Spannung warteten die bisher elf Kandidatinnen und Kandidaten darauf, welche Regeln das zuständige Komitee der Parlamentsfraktion festlegen würde.
Erwartet wurde, dass die erforderliche Zahl der Abgeordneten, die jeder Kandidat als Unterstützer vorweisen muss, von acht auf mindestens 20 erhöht wird. Damit sollen aussichtslose Bewerber ausgeschlossen werden.
Bis zur parlamentarischen Sommerpause am 21. Juli würden nur noch zwei Kandidaten im Rennen sein, kündigte Bob Blackman vom sogenannten 1922-Komitee an. Die Zahl der Bewerber müsse deshalb rasch verringert werden, sagte Blackman am Montag dem Sender Sky News. «Das bedeutet, dass wir in den kommenden Tagen eine Reihe von Abstimmungen abhalten werden.» Noch am Montag sollte eine Entscheidung zum Zeitplan fallen.
Elf konservative Bewerbungen
Bisher haben sich elf Konservative für das Amt an der Parteispitze beworben. Wer sich durchsetzt, wird auch neuer Premierminister. Zuletzt gingen auch Aussenministerin Liz Truss und Staatssekretär Rehman Chishti ins Rennen. Auch eine Bewerbung von Innenministerin Priti Patel wurde von vielen noch erwartet.
Blackman sagte, möglich sei, dass es bereits am Mittwoch und Donnerstag zu ersten Abstimmungen in der Tory-Fraktion komme. In zwei weiteren Wahlgängen am 19. und 20. Juli könnte die Auswahl schliesslich auf zwei Bewerber reduziert werden.
Die letzte Entscheidung treffen dann die Parteimitglieder per Briefwahl. Ziel ist, dass ein Ergebnis bis zum 5. September feststeht. Dann ist die erste Parlamentssitzung nach der Sommerpause geplant.
Johnson will sich aus Wahlkampf raushalten
Amtsinhaber Johnson kündigte an, sich aus dem Wahlkampf herauszuhalten. «Ich möchte niemandem die Chance verbauen, indem ich meine Unterstützung anbiete», sagte der 58-Jährige mit Blick auf die schwere Kritik, die er von seiner Partei in den vergangenen Tagen einstecken musste.
Johnson hatte am Donnerstag nach massivem Druck aus den eigenen Reihen seinen Rückzug angekündigt. Der Premier hatte zuvor Skandal an Skandal gereiht. Zuletzt wurde ihm eine Affäre um sexuelle Belästigung zum Verhängnis: Ein Parteifreund soll schwer betrunken zwei Männer begrapscht haben.
Wie sich herausstellte, hatte Johnson den Mann in einem wichtigen Fraktionsamt installiert, obwohl er von ähnlichen Vorwürfen aus der Vergangenheit wusste. Doch das war nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.