Russland soll mit Fake Account gegen Donald Trumps Gegner hetzen
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Fake-Account hetzt gegen Gegner von Donald Trump.
- Urheber soll eine Russin sein.
Gehässige Botschafte über Gegner vom US-Präsidenten Donald Trump hat der Twitter-Nutzer «@johncopper16» im Vorfeld der US-Kongresswahlen verbreitet. «Sie hassen Dich. Sie hassen die Polizei. Sie hassen das Militär. Sie hassen Deinen Präsidenten», schreibt er. Doch der vermeintliche US-Aktivist existiert nicht. Es handelt sich um eine falsche Identität – mutmasslich geschaffen in Russland.
Die Botschaften von «@johncopper16» und noch zahlreiche andere Beispiele von Internetpropaganda über Pseudo-Konten listen Strafverfolger des US-Justizministeriums in einem vor anderthalb Wochen veröffentlichten Strafantrag auf. Das Dokument untermauert den Verdacht, dass die mutmasslichen russischen Cyberinterventionen keineswegs mit der Präsidentschaftswahl 2016 endeten, sondern russische Akteure auch in den aktuellen Wahlkampf eingreifen.
Strafantrag gegen russische Buchhalterin
Der Strafantrag richtet sich gegen eine Buchhalterin aus St. Petersburg, die jahrelang die Finanzierung von Propaganda- und Desinformationskampagnen in den USA und anderen Ländern verwaltet haben soll. Die 44-jährige Elena Chusjaynowa war demnach unter anderem für die Internet Research Agency (IRA) tätig, die als Desinformationsagentur der russischen Regierung gilt.
Der jüngste Strafantrag schliesst an frühere Anklagen gegen russische Akteure wegen mutmasslicher Wahleinmischung an. Auf Grundlage der Untersuchungen des US-Sonderermittlers Robert Mueller waren in den vergangenen Monaten bereits 25 russische Staatsbürger - darunter Geheimdienst- und IRA-Mitarbeiter – und drei dortige Organisationen angeklagt worden.
Mueller ermittelt weiterhin auch zu dem Verdacht, dass die mutmasslichen russischen Cyberinterventionen 2016 womöglich mit Trumps Wahlkampfteam koordiniert waren.
Moskau streitet alles ab
Moskau bestreitet jegliche Wahleinmischung in den USA. Und Trump prangert die Ermittlungen zu möglichen illegalen Absprachen mit Russland regelmässig als gigantische «Hexenjagd» an. Zwar hat der US-Präsident wegen der mutmasslichen Wahleingriffe Sanktionen gegen Russland in Kraft gesetzt. Zugleich erweckt er weiterhin aber nicht den Eindruck, als sei er über die Interventionen sonderlich besorgt.
Für helle Empörung sorgte Trump in Grossteilen der US-Öffentlichkeit durch seine freundliche Begegnung mit Russlands Staatschef Wladimir Putin in Helsinki. Der US-Präsident bezeichnete bei dem Gipfel im Juli Putins Dementi von Wahleinmischungen als «extrem stark und kraftvoll» - was als Distanzierung von den Erkenntnissen der eigenen Sicherheitsbehörden gedeutet werden konnte.
Denn nach Erkenntnissen der US-Geheimdienste hatte sich Moskau massiv in die Wahl 2016 eingemischt – zugunsten Trumps. Russland steckte demnach nicht nur hinter den Hackerangriffen auf die Parteizentrale der US-Demokraten und das Umfeld von deren Kandidatin Hillary Clinton, durch die Interna an die Öffentlichkeit gelangten.
Russische Akteure nutzten demnach auch Facebook, Instagram und Twitter, um unter falschen Identitäten politische Mobilisierungsaufrufe zu lancieren, Scharfmacherei zu betreiben und Falschinformationen zu streuen. Seither haben die Unternehmen tausende Konten geschlossen. Dennoch mischen verdeckte Internetakteure mit mutmasslichem Sitz in Russland offenbar weiterhin im Wahlkampf mit.
Müssen nicht mal was erfinden
Dafür sind sie laut Experten immer weniger darauf angewiesen, die Botschaften zur Vergiftung des politischen Klimas selber zu erfinden. Schliesslich streuen auch authentische US-Nutzer ausreichend Verschwörungstheorien, Pseudo-News und Propaganda. Die mutmasslichen russischen Akteure verbreiten diese Inhalte oft lediglich weiter. Das geschieht häufig mittels sogenannter Bots, also automatisiert betriebener Nutzerkonten.
Die IRA-Leute müssten mittlerweile «nicht einmal mehr dieses Zeug erfinden» – es werde «für sie erfunden», sagt Ben Nimmo, Experte für Internetkriminalität beim Washingtoner Institut Atlantic Council.
Trump hat unterdessen seinerseits eine neue Variante des Vorwurfs der Wahleinmischungen ersonnen – nicht Russland, sondern China prangert er als Übeltäter an. Peking, mit dem er in einem heftigen Handelsstreit liegt, will demnach den Erfolg von Trumps Republikanischer Partei bei den Kongresswahlen verhindern.
Belege blieb der Präsident freilich schuldig. Auch seine Sicherheitsbehörden haben keine Hinweise darauf gegeben, dass China eine ähnlich massive Kampagne zur Wahlmanipulation betreiben könnte wie sie Russland zugeschrieben wird.