Studie: Lager der Optimisten und Pessimisten in Europa nahezu gleich gross
Die Europäer sind vor der Europawahl im Mai gespalten: Laut einer am Mittwoch veröffentlichten aktuellen Umfrage der Bertelsmann-Stiftung zählen 49 Prozent zu den zuversichtlichen Optimisten und 51 Prozent zu den verunsicherten Pessimisten - wobei die Pessimisten eher mit nationalpopulistischen Bewegungen sympathisieren und die Optimisten mit proeuropäischen Kräften.
Das Wichtigste in Kürze
- Europäer sind laut Bertelsmann-Umfrage vor EU-Wahl im Mai gespalten.
In einem stimmen die Europäer überein: Rund zwei Drittel wollen an der Europawahl teilnehmen.
In Deutschland überwiegen laut der EU-weiten Bertelsmann-Umfrage «Eupinions» die Optimisten: 62 Prozent der Bundesbürger sorgen sich nicht um den Zustand der Gesellschaft - das ist der Studie zufolge der Spitzenwert unter den grossen EU-Ländern. Ausserdem sind fast drei Viertel der Deutschen zufrieden mit ihrer wirtschaftlichen Situation.
Die Ergebnisse der aktuellen «Eupinions»-Umfrage sind repräsentativ für die EU und fünf der grössten Mitgliedsstaaten, darunter auch Deutschland. Über 11.000 Menschen wurden europaweit befragt. «Das europäische Stimmungsbild schwankt zwischen 'Bonjour Tristesse' und 'Freude schöner Götterfunken'», erklärte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Aart De Geus.
Für Deutschland zeigt die Umfrage eine eher positive Stimmung. Im Vergleich zu anderen grossen EU-Staaten blicken die Deutschen demnach wohlwollend auf den Zustand der Gesellschaft und ihre wirtschaftliche Situation. Bis auf die Anhänger der AfD ist der Klimawandel bei den Deutschen über alle Parteigrenzen hinweg die wichtigste Herausforderung für die EU (21 Prozent).
Danach kommen hierzulande die Themen «Frieden sichern» und «Terrorismus bekämpfen», die für jeweils 17 Prozent der Deutschen zu den drängendsten Herausforderungen zählen. Bei den europäischen Nachbarn ist dagegen mehrheitlich das Thema «Bürgerrechte schützen» die wichtigste Hausaufgabe für die EU.
«Trotz politischer und wirtschaftlicher Warnsignale sind die Deutschen immer noch relativ unbeeindruckt von globalen Krisenausläufern der Globalisierung oder populistischen Strömungen», erläuterte die Europaexpertin und Mitautorin der Studie, Isabell Hoffmann. «Doch auch in Deutschland sind wir nicht immun gegenüber undifferenzierten Polemisierungen in Richtung Brüssel.»
Den Umfrageergebnissen zufolge sympathisieren die gesellschaftlich Verunsicherten grundsätzlich eher mit rechtspopulistischen und nationalkonservativen Parteien wie der Lega in Italien, dem Rassemblement National (ehemals Front National) in Frankreich oder der AfD in Deutschland. Wirtschaftlich Verunsicherte zeigen hingegen öfter eine Nähe zu linksalternativen Parteien wie der Linken in Deutschland oder der Bewegung La France Insoumise von Jean-Luc Melenchon in Frankreich.
Die Zuversichtlichen äussern hingegen häufiger ihre Zustimmung für Parteien der politischen Mitte. Ebenso spielt bei ihnen der Klimawandel häufiger eine zentrale Rolle als bei den wirtschaftlich und gesellschaftlich Verunsicherten.