Ultranationalist Igor Girkin will russischer Präsident werden
Der russische Ultranationalist Igor Girkin will für die Präsidentschaftswahlen 2024 kandidieren. Wladimir Putin sei «zu nett» und «extrem leichtgläubig».
Das Wichtigste in Kürze
- Der russische Ultranationalist und Ex-Geheimdienstagent Igor Girkin will Präsident werden.
- Für die aktuelle Kremlführung findet er scharfe Worte: Putin sei inkompetent und zu nett.
- Derzeit sitzt Girkin jedoch als politischer Extremist in einem russischen Gefängnis.
Igor Girkin ist ein russischer Geheimdienstagent, der sich seit fast 20 Jahren einen blutigen Pfad durch halb Europa bahnt: Zuerst auf dem Balkan, anschliessend in Tschetschenien und später in der Ukraine. Jetzt will der Ultranationalist Präsident der russischen Föderation werden.
Girkin erlangte internationale Bekanntheit, als er 2014 erstmals als Kommandant prorussischer Milizverbände in der Ukraine in Erscheinung trat. Im Auftrag des Kremls war er an der Anzettelung des Krieges in der Ostukraine beteiligt. Für seine Beteiligung am Abschuss der Malaysia-Airlines-Passagiermaschine «MH17» wurde Girkin 2022 in Den Haag zu lebenslanger Haft verurteilt.
Igor Girkin verkündet Präsidentschaftskandidatur
Wie die «Bild» berichtet, hat Igor Girkin am Donnerstag offiziell bekannt gegeben, dass er für die Präsidentschaftswahlen kandidieren möchte. Der Ex-Geheimdienstagent ist überzeugt, Putin sei «zu nett» und obendrein «extrem leichtgläubig», so die Erklärung des Hardliners. Westliche Anführer wie Angela Merkel hätten Putin an der Nase herumgeführt und die Vormachtstellung Russlands untergraben.
Ferner weigere sich Putin, militärische Operationen persönlich zu leiten: «Ich halte mich in militärischen Angelegenheiten für kompetenter als der amtierende Präsident und sicherlich auch als der amtierende Verteidigungsminister. Ich könnte die Aufgabe des Oberbefehlshabers so wahrnehmen, wie es nach der russischen Verfassung sein sollte.»
«Verblüffende Inkompetenz» Putins
Die Vorwürfe vonseiten des Ultranationalisten wiegen schwer: Das Putin-Regime habe Russland mit seiner «verblüffenden Inkompetenz» in einen Krieg geführt, welcher mit aktuellen Mitteln nicht zu gewinnen sei. «Es stellt sich heraus, dass weder das russische Land, noch die Armee, noch die Industrie kriegsbereit waren!»
Der Ex-Geheimdienstler geht in seiner Kritik gar über die strategischen Fehlentscheidungen des Kremlführers hinaus: Aufgrund der grassierenden Korruption wachse die Rüstungsproduktion weitaus langsamer, als der Kontostand von Putins Freunden. «Ich habe keinen einzigen Freund, der auch nur Millionär ist», weshalb seine Präsidentschaft nicht von Filz und Korruption zerfressen werde.
Als politischer Extremist inhaftiert
Girkin gilt bereits seit Monaten als Befürworter einer Generalmobilmachung. Ferner soll er mit dem Einsatz von taktischen Atomwaffen liebäugeln, um den Verlauf des Krieges zu Russlands Gunsten zu verändern.
Derzeit ist allerdings unklar, ob Girkin nächstes Jahr tatsächlich in der Lage sein wird, gegen Putin zu kandidieren. Seit dem 21. Juli sitzt der 52-Jährige als politischer Extremist in einem russischen Gefängnis: Nach dem Putschversuch von Jewgeni Prigoschin hatte der Kreml eine härtere Gangart gegen mögliche Konkurrenten Putins eingeschlagen.
Einige wurden inhaftiert, andere sind spurlos verschwunden. Wieder andere sind bei rätselhaften Unfällen ums Leben gekommen: Ob Girkin das Gefängnis jemals lebend verlassen wird, scheint deshalb alles andere als gesichert.