UNHCR: Auf Routen zum Mittelmeer sterben mehr Migranten als auf dem Seeweg
Nach Einschätzung des UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) kommen mehr afrikanische Migranten auf den Routen zur Küste ums Leben als bei den Fahrten über das Mittelmeer.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesentwicklungsminister warnt vor «gefährlicher Schleppertour durch die Wüste».
«Wir gehen davon aus, dass vermutlich mindestens doppelt so viele Menschen auf dem Weg zum Mittelmeer sterben als im Mittelmeer selbst», sagte der Sondergesandte des UNHCR für das Mittelmeer und Libyen, Vincent Cochetel, der «Welt am Sonntag».
Die Zahl der Todesopfer auf den Flüchtlingsrouten in Afrika könne aber «auch viel höher» sein, fügte Cochetel hinzu. «Niemand kann es mit Sicherheit sagen, aber es ist eine Tragödie.»
Ebenso wie das UNHCR weist dem Bericht zufolge auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) auf eine hohe Dunkelziffer hin, so dass die vorhandenen Daten zu verstorbenen Migranten nicht belastbar seien. Die IOM habe von 2014 bis Ende Oktober 2019 insgesamt 19.005 Todesopfer im Mittelmeer sowie 4463 weitere in Nordafrika registriert.
Zu den Todesfällen im Mittelmeer gebe es allerdings mehr und bessere Quellen, weswegen die Angaben für diesen Teil der Fluchtroute der Wirklichkeit näher kommen dürften als im Falle Nordafrikas, hiess es. Haupttodesursachen auf den Landrouten waren laut IOM nach den vorliegenden Zahlen für 2018 Verkehrsunglücke, gefolgt von Verdursten, Gewalttaten, Verhungern und Krankheiten.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte der «WamS»: «Wir warnen die Migranten vor der gefährlichen Schleppertour durch die Wüste und verstärken in ihren Herkunftsländern unsere Unterstützung, um ihnen eine Lebensperspektive zu geben.» Dies bedeute vor allem Bildung, Ausbildung und Arbeit.