Vertreter Serbiens und des Kosovo beginnen Gespräche im Weissen Haus
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic und der kosovarische Regierungschef Avdullah Hoti haben in Washington zweitägige Gespräche über eine wirtschaftliche Annäherung begonnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Schwerpunkt der Verhandlungen liegt auf wirtschaftlichen Fragen.
Die beiden Politiker wurden am Donnerstag im Weissen Haus vom US-Sondergesandten für die Region, Richard Grenell, empfangen. Der frühere US-Botschafter in Berlin warb im Kurzbotschaftendienst Twitter für eine «wirtschaftliche Normalisierung» zwischen Serbien und dem Kosovo, das sich 2008 von der Regierung in Belgrad losgesagt hatte.
Serbien erkennt die Unabhängigkeit bis heute nicht an und betrachtet das Kosovo als abtrünnige Provinz. Im Juli führten beide Seiten nach anderthalbjähriger Unterbrechung erstmals wieder direkte Gespräche unter EU-Vermittlung, um die Streitigkeiten beizulegen. Brüssel macht eine Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo durch Serbien zur Vorbedingung für einen Beitritt Serbiens zur EU.
Parallel zur EU vermitteln auch die USA in dem Konflikt. Washington legt den Schwerpunkt dabei nicht auf politische, sondern auf wirtschaftliche Fragen. Ein Berater von US-Präsident Donald Trump sagte diese Woche, die politischen Diskussionen seien festgefahren. «Wir hämmern immer wieder auf den gleichen Themen herum, ohne grosse Fortschritte zu machen.» Die USA gingen aber davon aus, dass «bei einer Konzentration auf die wirtschaftliche Entwicklung» Fortschritte möglich seien.
Kosovos Regierungschef Hoti warnte aber im Vorfeld vor zu optimistischen Erwartungen. Zwar seien Vereinbarungen über eine wirtschaftliche Zusammenarbeit möglich; eine wirkliche Normalisierung der Beziehungen könne es aber nur bei einer Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo durch Serbien geben. Vucic wiederum kritisierte «arrogante Äusserungen» zum Thema Unabhängigkeit, beteuerte aber ebenfalls seine Bereitschaft zu Fortschritten beim Thema Wirtschaft.
Das Treffen zwischen den Konfliktparteien im Weissen Haus war ursprünglich schon im Juni geplant gewesen. Es wurde aber abgesagt, nachdem die Ankläger des Haager Sondergerichts für das Kosovo dem kosovarischen Präsidenten Hashim Thaci Kriegsverbrechen zur Last gelegt hatten.
Kritiker befürchten, dass die Vermittlung Washingtons die parallel laufenden Gespräche unter EU-Vermittlung behindern könnten - und dass es Trump nur um einen diplomatischen Erfolg vor der Präsidentschaftswahl im November geht.