Weil bittet zum Jahrestag der Befreiung von Bergen-Belsen um Moment der Trauer
Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) alle Bürger am Mittwoch zu einem Moment der Trauer aufgerufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Niedersachsens Regierungschef: Trotz aller Corona-Sorgen «kurz innehalten».
Alle Menschen in Niedersachsen sollten trotz «all unserer aktuellen Sorgen» wegen der Corona-Krise «heute kurz innehalten» und an den 15. April 1945 denken, erklärte Weil in Hannover. Dies sei ein «Tag der Trauer und der Befreiung».
Am 15. April 1945 hatten vorrückende britische Truppen zwischen Celle und Soltau in Niedersachsen das NS-Konzentrationslager Bergen-Belsen erreicht. Dort starben mehr als 50.000 Menschen, viele weitere wurden von dort zur Ermordung in Vernichtungslager weiter verschleppt. Die Nationalsozialisten hielten dort Juden ebenso gefangen wie Kriegsgefangene, Homosexuelle und politische Gegner.
Wegen der Corona-Pandemie wird es keine Gedenkveranstaltung zur Befreiung des Lagers geben. Die für kommenden Sonntag geplanten Feierlichkeiten wurden wegen der Gefahr von Infektionen abgesagt. Die Gedenkstätte des früheren KZ ist derzeit komplett geschlossen.
«Bergen-Belsen ist für uns in Niedersachsen derjenige Ort, der uns die Grausamkeiten und die Unbarmherzigkeit des dunkelsten Teils unserer Geschichte vor Augen führt», erklärte Weil. Der Jahrestag der Befreiung des Lagers unterstreiche, wie wichtig Frieden und Wahrung der Menschenrechte seien. «Insbesondere wir Deutschen» müssten «alles dafür tun», dass sich Derartiges niemals wiederhole.
Beim Eintreffen britischer Truppen wüteten unter den vollkommen ausgezehrten Insassen Seuchen, täglich starben hunderte Menschen an Hunger und Krankheiten. Die Befreier stiessen unter anderem auch auf etwa zehntausend unbestattete Leichen. Trotz der Anstrengungen der britischen Streitkräfte und von Hilfsorganisation starben nach der Befreiung noch 14.000 Gefangene an den Folgen ihrer Gefangenschaft.
Bergen-Belsen gehört zu den ersten von den westlichen Alliierten befreiten Konzentrationslagern. Die apokalyptischen Bilder aus dem Lager, die Fotografen und Kameraleute der britischen Streitkräfte anfertigten, gingen um die Welt und machten Bergen-Belsen zu einem frühen Symbol der NS-Vernichtungspolitik. Die wesentlich grösseren Vernichtungslager im von Deutschland besetzten Osteuropa, darunter vor allem Auschwitz-Birkenau, rückten erst später ins Bewusstsein.