Zum 50. Todestag von Martin Luther King Jr.

Nadine Brügger
Nadine Brügger

USA,

Er war Vorbild und Hoffnungsträger, Menschenrechtsaktivist und Bürgerrechtskämpfer, Vater, Ehemann, Freund. Und er hatte einen Traum. Hatte. Vor 50 Jahren wurde Dr. Martin Luther King Jr. in einem Motel in Memphis erschossen.

Luther king
Martin Luther King Jr. bei seiner grossen Rede «I Have A Dream». - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 4. April 1968 wurde Dr. Martin Luther King Jr. in einem Motel in Memphis erschossen.
  • King war Kopf und Seele der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA.
  • Mit seiner «I Have A Dream»-Rede schrieb King 1963 Geschichte. Ein Jahr später bekam er den Friedensnobelpreis.
  • Bis heute ist unklar, ob der verurteilte Mörder James Earl Ray alleine für die Tat verantwortlich war.

Am 28. August 1963 marschieren 250'000 vornehmlich schwarze Menschen zum Lincoln Denkmal in Washington D.C. Sie wollen ohne Gewalt für Frieden und Arbeit demonstrieren. Und sie wollen ihn sehen, seine Worte hören: Dr. Martin Luther King Jr. Er ist ihr Held, ihr Leader, Denker und ihre Gallionsfigur.

Am 4. April 1968, fünf Jahre nachdem er mit seiner «I Have a Dream»-Rede Weltgeschichte schrieb, wurde King auf der Terrasse eines billigen Motels in Memphis erschossen.

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Martin Luther King Jr. im Lorraine Motel in Memphis. Einen Tag nachdem dieses Foto gemacht wurde, traf eine Kugel den Bürgerrechtskämpfer tödlich. Er stand ziemlich genau an der gleichen Stelle. - Keystone

Der zweite Reformator

1865: Lincoln beschert der US-Verfassung einen 13. Zusatzartikel: Auf dem Boden der Vereinigten Staaten von Amerika ist Sklaverei endlich nicht mehr geduldet.

100 Jahre später sind Afroamerikaner zwar keine Sklaven mehr, doch noch immer Menschen zweiter Klasse. Im Bus müssen sie hinten sitzen, die Toiletten der Weissen dürfen sie nicht benutzen. Dagegen lehnt Martin Luther King Jr. sich auf – gewaltfrei, aber provokativ.

King sucht die Konfrontation. Lässt schwarze Kinder für ihre Freiheit demonstrieren und sorgt dafür, dass die Welt erfährt, wie die Knüppel der US-Polizisten auf die Kinder niedergingen. Stets ruhig und offen für eine Diskussion bricht er die unmenschlichen Rassengesetze und zelebriert den zivilen Ungehorsam. Seinem Beispiel folgen Tausende.

Dr. Martin Luther King Jr. und seine Frau Coretta Scott King mit drei von vier Kindern: Martin Luther King III (5), Dexter Scott (2) und Yolanda Denise (7).
Dr. Martin Luther King Jr. und seine Frau Coretta Scott King mit drei von vier Kindern: Martin Luther King III (5), Dexter Scott (2) und Yolanda Denise (7). - Keystone

Alle oder keiner

Für King, den vierfachen Vater, Pastor und Kämpfer für Gleichheit und Gerechtigkeit, ist Freiheit etwas Unteilbares: Entweder, alle sind frei – oder niemand ist es. Die Rechte der Schwarzen sind für ihn untrennbar mit der Entwicklung Amerikas, der Gleichstellung aller Menschen, dem Weg in eine bessere Zukunft für alle verbunden.

Für seinen Kampf wird Martin Luther King Jr. 1964 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Für seinen Kampf wird er aber auch gehasst – und gefürchtet. Besonders von FBI-Präsident J. Edgar Hoover. Ihm gelingt es, den Kennedy-Brüdern John und Bobby einzureden, King hätte kommunistische Verbindungen und störe bewusst den Frieden im Lande.

Minuten nach dem Mord: King liegt getroffen am Boden, umgeben von anderen Anführern der Bürgerrechtsbewegung.
Minuten nach dem Mord: King liegt getroffen am Boden, umgeben von anderen Anführern der Bürgerrechtsbewegung. - Keystone

Mord im Motel

50 Jahre ist es her, als eine Minute nach 18 Uhr eine Kugel die Brust des Pastors durchbohrt. Sie nimmt ihm das Leben, der Bürgerrechtsbewegung die Hoffnung und der Welt einen grossen Menschen. Abgefeuert hat die Kugel womöglich ein weisser Mann namens James Earl Ray.

Ray habe diese Tat alleine und aus blindem Hass begangen, begründet das FBI. Die gleiche Institution, die King jahrelang zum Staatsfeind hatte erklären wollen.

Ist er Kings Mörder? James Earl Ray auf einem Bild des St. Louis Police Departments, dass ihn 1959 wegen bewaffneten Raubüberfalls festgenommen hatte.
Ist er Kings Mörder? James Earl Ray auf einem Bild des St. Louis Police Departments, dass ihn 1959 wegen bewaffneten Raubüberfalls festgenommen hatte. - Keystone

Ray selber gesteht die Tat während einem der kürzesten Prozesse der US-Geschichte, um der Todesstrafe zu entgehen. Wenige Tage später widerruft er sein Geständnis. Er wird die Tat bis zu seinem Tod im Gefängnis bestreiten. Auch die Familie King ist überzeugt, dass Ray – falls überhaupt er es war, der den tödlichen Schuss abgegeben hatte – nicht aus eigenem Antrieb gehandelt hat.

Black Lives Matter

Wer Kings Tod zu verantworten hat, bleibt unklar. Doch wer führt sein Erbe weiter? Bis heute haben schwarze US-Amerikaner durchschnittlich schlechtere Chancen auf eine gute Ausbildung und Karriere. Dafür sind ihre Chancen, im Gefängnis zu landen und Opfer polizeilicher Gewalt zu werden, ungleich höher.

Darum hat sich in den letzten Jahren eine neue Bürgerrechtsbewegung formiert: Black Lives Matter. Vielleicht erfüllt sich jetzt endlich dieser eine Traum.

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