Im Sommer kaufte Christoph Blocher die «Luzerner Rundschau». Nun hat der kantonale SP-Präsident David Roth ein Schreibverbot erhalten – und erhebt schwere Vorwürfe.

Roth sagt, dass Ähnliches bereits 2014 passiert sei, als er selbst noch Präsident der Juso Schweiz war. Dass die Zeitung ihn nun aber als Kantonalpräsident und Kantonsrat schneide, findet er unglaublich. «Der Chef der Luzerner Rundschau ist ein treuer Statthalter Blochers. Und der demonstriert, wie die Medienlandschaft aussieht, wenn rechte Milliardäre das Sagen haben: Wer nicht genehm ist, wird zensuriert», sagt er.

Der Luzerner SP-Chef David Roth darf keine Kolumne in der Wochenzeitung von Christoph Blocher veröffentlichen.
Der Luzerner SP-Chef David Roth darf keine Kolumne in der Wochenzeitung von Christoph Blocher veröffentlichen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die «Luzerner Rundschau» gehört wie viele andere Wochenzeitungen indirekt Christoph Blocher.
  • Der Geschäftsleiter weigert sich, eine Kolumne von SP-Präsident David Roth abzudrucken.
  • Roth behauptet: «Wer nicht genehm ist, wird zensuriert!»

Es war ein medienpolitischer Paukenschlag: Im August wurde bekannt, dass SVP-Patron Christoph Blocher mit seiner «Basler Zeitung» 25 Titel vom Zehnder-Verlag übernimmt. Dabei handelt es sich primär um Gratis-Wochenzeitungen.

Insgesamt verfügen die Publikationen über rund 800'000 Leser. Gerade im Kontext der No-Billag-Initiative warnt Mitte-Links vor einer «Blocherisierung» der Medienlandschaft. Denn dieser werde versuchen, seine Blätter auf Rechtskurs zu bringen.

Mit einer Auflage von mehr als 60'000 Exemplaren ist die «Luzerner Rundschau» eines der wichtigsten Blätter im Portfolio. Und just hier fühlen sich die Luzerner Sozialdemokraten in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

Nau weiss: SP-Präsident David Roth hat vom Geschäftsführer ein Schreibverbot enthalten. Hintergrund: In der «Rundschau» verfügen die Parteien über eine Kolumne, die sie mit ihren Themen bespielen können. Nur die SP sei nach einem Zwist vor einigen Jahren seit Längerem aussen vor, sagt Roth.

«Die SP wird bei uns nicht schreiben»

Nun wollte die Redaktion diesen Missstand beheben – und lud die SP ein, eine Kolumne einzureichen, sagt Roth. Das tat er als Präsident der Partei gleich selbst. Thema: Eine Initiative zur Prämienverbilligung.

Doch Geschäftsleiter Martin Plazzer will Roths Einschätzung nicht drucken. In einem Email an die SP-Zentrale, die Nau vorliegt, schreibt eine Redaktorin dazu: «Die Fronten scheinen in diesem Fall so verhärtet, dass ich hier leider nichts mehr tun kann. So wie es aussieht, fällt unsere Vereinbarung ins Wasser und die SP wird in Zukunft leider keinen Standpunkt bei uns schreiben.»

Christoph Blocher (hier in einem Nau-Interview) hat rund zwei dutzend regionale Wochenzeitungen gekauft.
Christoph Blocher (hier in einem Nau-Interview) hat rund zwei dutzend regionale Wochenzeitungen gekauft. - Nau

Der angesprochene Martin Plazzer will sich weder zu den Vorgängen noch zu den Vorwürfen Roths äussern. Am Telefon sagt er nur: «Kein Kommentar.»

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