Einwohner von Albinen VS nehmen Initiative an
Riesiger Medienandrang im beschaulichen Bergdorf: Die Gemeindeversammlung von Albinen VS stimmte heute über ein Wohnbauförderungsreglement ab. Das Resultat interessierte am Ende wohl nur die Dorfbewohner. Für die Medien stand der Hype um das spendierfreudige Bergdorf im Vordergrund.
Das Wichtigste in Kürze
- Für eine Woche stand Albinen VS im Fokus der Weltpresse.
- Eine irreführende Meldung über ein angebliches 70'000-Franken-Geschenk für Zuzüger war Schuld daran.
- Auslöser war ein Reglement zur Wohnbau- und Familienförderung, das heute Abend angenommen wurde.
In ein Walliser Bergdorf ziehen und
70'000 Franken abkassieren
– ein verlockendes Angebot, das allerdings so nicht stimmt. Dennoch schaffte es das geplante Reglement zur «Wohnbau- und Familienförderung» in Albinen VS weltweit in die Schlagzeilen.
Das Bergdorf mit 250 Einwohnern wurde danach mit Hunderten Anfragen aus aller Welt überrannt. Der Haken: Die Förderungsgelder sind an Bedingungen gekoppelt. So müssen Zuzüger unter anderem mindestens 200'000 Franken investieren und während zehn Jahren in der Gemeinde bleiben, um die verheissungsvollen Subventionen zu erhalten.
Höchstens einer von hundert Gesuchstellern habe diese Bedingungen erfüllt, schrieb die Gemeinde auf Ihrer Website.
Präsident wollte Medien ausladen
Heute Abend stimmten die Albiner an einer Gemeindeversammlung nun ab. Das Interesse der Medien war aufgrund des Hypes gross – auch weil Gemeindepräsident Beat Jost die Medien vorgängig ausgeladen hatte, um danach wieder zurückzukrebsen.
Grosser Medienandrang für... die Urversammlung von Albinen VS. pic.twitter.com/O2SGEtjsWg
— David Biner (@david_biner) November 30, 2017
Und so kam es heute Abend zur grotesken Situation, dass «20min.ch» live aus einer Gemeindeversammlung eines abgelegenen Walliser Dörfchens tickerte. Das Resultat interessierte am Ende jedoch nur die Bewohner, die sich um das Überleben ihres Dorfes sorgen. Für die Medienschaffenden war der Hype um das Bergdorf wichtiger. Und übrigens: Das Reglement wurde deutlich angenommen – 71 zu 29 Stimmen.