Für eine bessere Jagd: Rothirsche sind mit Peilsendern unterwegs
Zuerst wurden Rothirsche mit Fallen und Narkosegewehren gejagt, dann mit GPS-Sendern wieder freigelassen. Die Erkenntnisse aus den gesammelten Bewegungsdaten zeigen, dass sich die Tiere viel weniger in andere Regionen verschieben als erwartet.
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In der Ostschweiz sind die Rothirsch-Bestände in den letzten Jahren stark angestiegen. So konnten in der Region Werdenberg zeitweise Rudel von bis zu 100 Stück beobachtet werden, die morgens und abends die Hauptstrasse zwischen Gams und Grabs überquerten und dabei den Strassenverkehr stoppten. Bilder davon kursierten in den sozialen Medien.
Eine Zunahme wurde auch in Ausser- und Innerrhoden beobachtet. Wegen der sich abzeichnenden Nutzungskonflikte zwischen Wild und Umwelt ist nun in einem kantonsübergreifenden Forschungsprojekt das Verhalten der Population untersucht worden. Die Tiere kümmerten sich nicht um politische Grenzen, heisst es in dem am Dienstag veröffentlichten Schlussbericht.
Narkosegewehre eingesetzt
Zu den Zielen der Studie gehören Aussagen über das Verhalten: Wie lange bleiben sie an einem Ort? In welchem Umkreis bewegen sie sich? Dafür wurden einzelne Rothirsche mit GPS-Sendern versehen, die die Positionen via SMS weitermeldeten. Dafür mussten die Tiere allerdings zuerst eingefangen werden.
In unzähligen Nachtaktionen sei es der kantonalen Wildhut sowie freiwilligen Helfern gelungen, 46 Rothirsche mit Telemetrie-Halsbändern auszustatten, heisst es im Bericht. Eingesetzt wurden unter anderem Narkosegewehre und präparierte Pfeile. 16 Tieren mussten eine Pansensonde zur Messung von Herzschlagrate und Körpertemperatur schlucken, die danach im Magen verblieb.
Kaum überregionale Wanderungen
Ausgewertet wurden danach unter anderem 450'000 GPS-Positionsmeldungen. Sie zeigen, dass ein grosser Teil der Rothirsche im Werdenberg auch über den Sommer im Gebiet blieb, sich dabei lediglich in höhere Lagen verschob.
Auch in anderen Regionen zeigten die Tiere «keine ausgeprägten Wandertendenzen», heisst es im Bericht. Überregionale Bewegungen hätten damit kaum stattgefunden.
Neue Erkenntnisse gab es auch zur Reaktion des Wilds auf Jäger oder Pilzsammler. Die Rothirsche verfolgen dabei unterschiedliche Strategien: Einige der Tiere verharren trotz Störung in der Deckung und verlassen das Gebiet erst nach Einbruch der Dunkelheit. Andere reagieren mit Flucht auf grosser Distanz.
Das Verhalten der Rothirsche während den «Drückjagden» zeige, wie schwierig es sei, «Rothirsche ohne Stöberhunde an einem Jagdtag in Bewegung zu bringen», heisst es bei den Schlussfolgerungen. Es seien deshalb angepasste Jagdstrategien gefragt, wenn lokal Rothirschbestände reduziert werden müssten.
-Mitteilung der SDA (mis)