Grosse Gemeinderatsrochade wegen Amtszeitbeschränkung in Langenthal
Langenthal steht vor einer politischen Erneuerung, da vier von sieben Gemeinderäten nicht zur Wiederwahl antreten.
Am 27. Oktober bestellen die Langenthaler Wählenden ihre politischen Behörden neu. Zu einer grösseren Erneuerung kommt es im siebenköpfigen Gemeinderat. Dort treten nur drei Bisherige zur Wiederwahl an, die übrigen vier müssen wegen Amtszeitbeschränkung passen.
Zur Wiederwahl stehen Stadtpräsident Reto Müller (SP) und die beiden im Jahr 2020 in die Exekutive nachgerutschten Gemeinderatsmitglieder Martina Moser (SP) und Michael Schär (FDP). Nicht mehr antreten werden Matthias Wüthrich (Grüne), Helena Morgenthaler (SVP), Markus Gfeller (FDP) und Roberto Di Nino (SVP).
Bisher hatten in der Langenthaler Exekutive die FDP, die SVP und die SP je zwei Sitze, die Grünen einen. Die Bürgerlichen waren demnach mit vier zu drei Sitzen in der Mehrheit.
Insgesamt treten zu den Gemeinderatswahlen 26 Kandidierende auf vier Listen an. Es sind dies die Listen SVP, SP und Grüne, FDP und Jungliberale sowie die Liste Grünliberale, EVP, Mitte.
Für die im Gemeinderat vertretenen Parteien geht es in erster Linie darum, ihre Sitze zu halten. Die Bürgerlichen wollen ihre Mehrheit verteidigen.
Kampf um klare Verhältnisse im Stadtrat
Für alle übrigen Parteien steht ein Sitzgewinn in der Exekutive im Vordergrund. Doch auch wenn sich an der parteipolitischen Zusammensetzung der Exekutive nicht viel ändern sollte, vier neue Gesichter wird es im Gemeinderat auf jeden Fall geben.
Der nach den Wahlen erneuerte Gemeinderat wird bald mit einem neuen Stadtschreiber zusammenarbeiten. Der langjährige Amtsinhaber, Daniel Steiner, tritt nach 33 Dienstjahren im kommenden Frühling zurück. Seine Nachfolge wird der ehemalige Oberaargauer Regierungsstatthalter Marc Häusler antreten.
Im vierzigköpfigen Parlament sind die Kräfteverhältnisse aktuell viel ausgeglichener als in der Regierung. Die beiden Blöcke halten sich mit je 20 Sitzen die Waage. Entsprechend umworben waren bisher jeweils die Mitte-Kräfte, die immer wieder das Zünglein an der Waage spielten.
Auch kam es vermehrt zu Stichentscheiden des Parlamentspräsidiums. Sowohl die bürgerliche wie auch die linksgrüne Seite wünschen sich im Stadtrat klarere Verhältnisse nach den Wahlen.
Stadtpräsidentenwahl: Überraschende Kandidatur
«Darauf möchten wir in Zukunft nicht mehr angewiesen sein», liess sich SP-Parteipräsidentin Nathalie Scheibli mit Blick auf die knappen Mehrheiten im Sommer in den Berner Tamedia-Zeitungen zitieren. SVP-Parteipräsidentin Corinna Grossenbacher sprach von einem «ewigen Hin-und-her-Gezerre», dem man ein Ende setzen sollte.
Für die Stadtratswahlen stehen 184 Kandidierende auf insgesamt 8 Listen in den Startblöcken. Für die Wahl des hauptamtlichen Stadtpräsidiums sah es lange nach einer stillen Wiederwahl von Amtsinhaber Reto Müller (SP) aus.
Doch dann meldete sich noch der als parteilos antretende Marco Burkhalter. Der Maler war in der inzwischen mit Langenthal fusionierten Gemeinde Obersteckholz Gemeinderat und Mitglied der SVP.
Als Parteiloser könne er seine Meinung besser vertreten, sagte er im Sommer in einem Artikel der Berner Tamedia-Zeitungen. In Langenthal seien nicht alle mit dem amtierenden Stadtpräsidenten zufrieden, betonte Burkhalter.
Keine bürgerliche Kandidatur für das Stadtpräsidium
Er wolle deshalb nicht die Faust im Sack machen und den Wählenden eine Alternative bieten. Die Gemeinderatsparteien, namentlich SVP und FDP, stellten keine Kandidatinnen und Kandidaten fürs Stadtpräsidium auf.
Man habe sich bemüht, eine geeignete bürgerliche Kandidatur zu finden, hiess es bei SVP und FDP. Fündig wurden sie nicht. Das Stadtpräsidium wird im Majorzverfahren gewählt, der Gemeinderat und der Stadtrat im Proporzverfahren.
Die Gemeinde Langenthal ist seit 1997 offiziell eine Stadt und gilt als das Zentrum des Oberaargaus. Langenthal zählt aktuell rund 16'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Seit 2010 gehört der Ortsteil Untersteckholz zur Gemeinde, seit 2021 auch Obersteckholz.