Katja Christ (GLP): Schweiz muss bei Erasmus+ dabei sein
Trotz hoher Kosten soll die Schweiz weiter Teil von Erasmus+ sein, sagt GLP-Nationalrätin Katja Christ. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Schweizer Parlament diskutiert über die erneute Teilnahme an Erasmus+.
- Die Vorteile des Programms überwiegen, sagt Katja Christ von der GLP.
- Katja Christ fordert die erneute Teilnahme am Programm.
Die Schweiz ist weltweit für ihre exzellenten Bildungs- und Forschungsinstitutionen bekannt. Universitäten wie die ETH Zürich und die EPFL gehören zu den besten der Welt und ziehen jährlich Studierende und Forschende aus aller Welt an.
Doch dieser Erfolg darf uns nicht davon abhalten, unsere Position innerhalb Europas zukunftsgerichtet zu stärken.
Die Teilnahme an Programmen wie Erasmus+ ist nicht nur ein Symbol für unsere Offenheit, sondern eine strategische Notwendigkeit, um die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Schweiz langfristig zu sichern.
Erasmus+ bietet Zugang zu umfassendem Netzwerk
Erasmus+ wird oft auf den Studierendenaustausch reduziert, doch das Programm bietet weit mehr. Es ist ein zentraler Mechanismus für den Aufbau strategischer Partnerschaften, den Zugang zu innovativen Projekten und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit – kurz: die Integration in die europäische Bildungslandschaft.
Die Verknüpfung mit Horizon Europe, dem europäischen Forschungsrahmenprogramm, zeigt deutlich, wie wichtig diese Netzwerke sind.
Eine aktive Rolle in Erasmus+ stärkt die Schweizer Bildungs- und Forschungslandschaft durch Synergien, die ohne eine Assoziierung nicht im gleichen Umfang realisierbar wären.
Mit Movetia hat die Schweiz als Ersatz zwar ein nationales Mobilitätsprogramm etabliert, das jedoch in Umfang und Wirkung nicht mit Erasmus+ vergleichbar ist. Movetia ist primär auf den Austausch innerhalb der Schweiz sowie auf bilaterale Partnerschaften fokussiert und daher begrenzt.
Erasmus+ hingegen bietet Zugang zu einem umfassenden europäischen Netzwerk mit Hunderten von Universitäten, strategischen Partnerschaften und innovativen Projekten, das weit über den klassischen Studierendenaustausch hinausgeht.
Besonders kleinere Hochschulen und Berufsschulen profitieren von dieser Vielfalt, da sie durch Erasmus+ leichter internationale Kontakte knüpfen können.
Strategisches Bekenntnis zur Zusammenarbeit mit Europa
Die Schweiz ist ein führender Wirtschaftsstandort, der auf Innovation und qualifizierte Fachkräfte angewiesen ist. Netzwerke, die durch Erasmus+ aufgebaut werden, wirken weit über den Bildungsbereich hinaus und schaffen neue Chancen für Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen.
Eine Assoziierung an Erasmus+ ist nicht nur eine bildungspolitische Entscheidung, sondern ein strategisches Bekenntnis zur Zusammenarbeit mit Europa und ein wichtiger Wirtschaftsmotor.
Sie unterstreicht den Willen der Schweiz, Teil eines integrierten europäischen Bildungsraums zu sein, der Innovation und Fortschritt fördert.
Gleichzeitig verhindert sie eine mögliche Isolation der Schweizer Bildungslandschaft, die langfristig zu einem Wettbewerbsnachteil führen könnte.
Vorteile von Erasmus+ überwiegen
Mit einem Vorstoss im Nationalrat fordere ich vom Bundesrat eine fundierte Analyse, die aufzeigen soll, welchen direkten und indirekten Mehrwert eine Assoziierung hat.
Die Diskussion im Parlament muss über eine reine Finanzdebatte hinausgehen und den Wert von Netzwerken, Innovation und Zukunftsperspektiven berücksichtigen.
Auch wenn die Kosten für eine erneute Teilnahme an Erasmus+ hoch erscheinen, überwiegen die Vorteile aus meiner Sicht eindeutig.
Die Schweiz kann mit Erasmus+ ihre Position als Vorreiterin in Bildung und Forschung stärken, ihre Innovationskraft ausbauen und zukunftsweisende Chancen schaffen. Diese Möglichkeit dürfen wir nicht ungenutzt lassen!
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Zur Autorin: Katja Christ (*1971) ist seit 2019 Nationalrätin der GLP Basel-Stadt. Seit 2023 ist sie unter anderem Mitglied der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur.