Keine Lösung für Luzerner Car-Chaos in Sicht
Aussteigen. Uhren kaufen. Wieder einsteigen. Touristen strömen massenweise mit dem Car nach Luzern. Doch das Chaos rundherum ist gross – auch politisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Luzerner Stadtrat will keine Touristencars mehr in der Innenstadt.
- Tourismusexperten befürchten, dass Touristen künftig Luzern als Destination meiden.
- Das Stadtparlament stellt sich gegen den Stadtrat, das Carproblem bleibt ungelöst.
Luzern gilt als Touristen-Hochburg schlechthin. Immer wieder stellt sich jedoch die Frage: Wie viele Touristen verträgt die Leuchtenstadt? Insbesondere die Touristencars sorgen seit Jahre für hitzige Diskussionen. In der Innenstadt von Luzern existieren rund 80 Carparkplätze. Dort steigen die Touristen aus, strömen ins nahegelegene Uhrengeschäft oder zum Selfie-Hotspot Kapellbrücke. Und fahren kurze Zeit später weiter.
Für die Touristen Top - für Einheimische Flop. Denn die Cars sorgen oft für ein Verkehrs-Chaos. Deshalb möchte der Stadtrat, dass die Busse aus dem Zentrum verschwinden. Als Ersatz will er einen Car-Parkplatz auf der Allmend prüfen. Dort müssten die Touristen auf die S-Bahn umsteigen und vom Bahnhof aus zu Fuss weitergehen. Eine Alternative wären Parkhäuser am Stadtrand oder unter dem Boden.
Der Luzerner Stadtrat hat einen 60 seitigen Bericht ausgearbeitet, der heute im Stadtparlament diskutiert wurde. Ohne Erfolg - praktisch alle Fraktionen wiesen den Vorschlag zurück. Statt die Cars aus der Stadt zu verbannen, wollen beispielsweise SVP, GLP und BDP eine Metro in Luzern. Auch andere Fraktionen glauben nicht, dass die Allmend die richtige Lösung sei. Es würde schlichtweg eine Machbarkeitsstudie fehlen.
Parteien fürchten Touristenschwund
Skeptisch gegenüber der Allmend-Idee sind besonders die bürgerlichen Parteien. Sie fürchten, dass die Touristen künftig Luzern meiden würden, wenn sie mit dem Car nicht mehr direkt ins Zentrum fahren könnten. Auch von linken Parteien spürte man deutliche Unsicherheit. Einzig die SP/Juso-Fraktion wäre mit dem Vorschlag gerne weitergefahren, wie Cyrill Studer klarstellt: «Jetzt sollen Lösungen auf den Tisch und besprochen werden!»
Dass sich alle anderen Parteien gegen den Stadtrat stellen, enttäuscht auch Stadtpräsident Beat Züsli (SP): «Seit 60 Jahren führt Luzern eine Diskussion über ein Innenstadtparking». Es gebe noch keine definitive Lösung, «trotzdem könne man über die Tourismusentwicklung diskutieren». Indem das Parlament nun den Vorschlag wieder zurückweist, gehe man erneut einen Schritt zurück. Nun muss der Stadtrat wieder einen neuen Vorschlag erarbeiten - das Carproblem wird um Jahre aufgeschoben.