Mario Fehr gerät im Kantonsrat zwischen die Fronten
Das Wichtigste in Kürze
- Die Bierdusch-Affäre um den Zürcher Kantonsrat Mario Fehr wurde heute im Kantonsrat zum Politikum.
- Der Sicherheitsdirektor musste dabei wegen seinem Vorgehen Kritik von Links und Rechts einstecken.
Wie bekannt wurde, hat der Zürcher Regierungsrat Mario Fehr seine Anzeige in der «Bierdusch-Affäre» zurückgezogen. Er akzeptierte eine Entschuldigung des Winti-Fans und einigte sich mit ihm aussergerichtlich. Vor ein paar Tagen kam dann aber heraus, dass es sich beim Täter um den Sohn von Fehrs Thurgauer Parteikollegin Cornelia Komposch handelte.
Heute Morgen äusserte sich Fehr zum ersten Mal im Zürcher Kantonsrat. Wie er im «Tagesanzeiger» zitiert wird, sei er sich nach dem Vorfall und der Einsicht des Übeltäters mit sich «im Reinen». So weit, so gut. Nicht abgeschlossen schien die Sache jedoch für seine Rats-Kameraden. Links und rechts machten den Vorfall heute zu einem veritablen Politikum.
Zwischen den Fronten
Die Alternative Liste (AL) in der Person von Kantonsrat Markus Bischoff stösst sich ihrerseits am Hergang der Strafermittlungen. Diese haben nämlich die Kantonspolizei Zürich aufgenommen. Notabene die amtseigene Behörde von Sicherheitsdirektor Fehr. Für Vorfälle von derart Charakter sei gemäss Polizeiorganisationsgesetz jedoch explizit die entsprechende Stadtpolizei verantwortlich.
Die SVP auf der Rechten wiederum begrüsste die juristische Entschlossenheit Fehrs gegen das körperbenässende «mittelalterliche Stammesritual» (Zitat. M. Fehr). Irritieren würde die Rechtspartei jedoch den plötzlichen Rückzug der Anzeige, als bekannt wurde, dass es sich beim Übeltäters um einen SP-Spross handelte. Jürg Trachsel, SVP-Fraktionschef, wittert gar eine Mauschelei unter «Gesinnungsgenossen».
Zuspruch erhielt Fehr für einmal von seinen Parteikollegen – sinnigerweise vom Friedensrichter und Kantonsrat Thomas Marthaler. Für ihn sind solche Fälle berufliches «Courant normal» und die aussergerichtliche Einigung gewissermassen ein Erfolg seines Berufsstandes. Wie sehr die Diskussion letztendlich von derlei friedensrichterlicher Pragmatik oder von parteitaktischem Kalkül besetzt war, ist ungewiss. 2019 stehen in Zürich Regierungsratswahlen an.