Erstmals in ihrer Geschichte stellt die Gemeinde Oberwil im Simmental mit EDU-Nationalrat Andreas Gafner einen Nationalrat.
Nationalrat
Andreas Gafner, Nationalrat (EDU/BE) - keystone
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Das muss gefeiert werden: Die Gemeinde organisiert am Montagabend einen Empfang für den neuen Bundesparlamentarier. Wie Gemeindeverwalter Nils Fiechter auf Anfrage zu einer Mitteilung der Gemeinde sagte, wird die lokale Musikgesellschaft aufspielen. Gemeindepräsident Michael Blatti hält eine Ansprache, ebenso Andreas Gafner. Dieser war selber viele Jahre lang Gemeindepräsident von Oberwil, nämlich zwischen 2005 und 2016.

Die EDU ist in Oberwil im Simmental eine Macht. Sie holte bei den Wahlen vom Sonntag einen Wähleranteil von 13,4 Prozent - viel mehr als andere Parteien wie etwa die BDP oder die FDP. Nur die SVP ist stärker, allerdings deutlich (59,6 Prozent).

Andreas Gafner ist Meisterlandwirt auf einem Betrieb, den er von den Eltern übernahm und ausbaute. Zudem ist der 48-Jährige zu rund 25 Prozent als Kontrolleur in der Landwirtschaft tätig, wie aus einem Interview mit ihm im EDU-Parteiplatt «Standpunkt» von diesem Monat hervorgeht. Gafner ist verheiratet und hat drei Kinder.

Kandidiert hat er, weil er Herausforderungen mag, wie es in diesem Interview weiter heisst. Er möchte, dass Direktzahlungen an die Landwirtschaft auf dem jetzigen Niveau bleiben und nicht alle vier Jahre eine neue Agrarpolitik definiert wird. Zudem brauche es Produktepreise, die - gerade bei den Grundnahrungsmitteln - «wieder auf ein situationsgerechtes Niveau angehoben werden.»

Die langfristige Sicherung der AHV bezeichnet Gafner als «Knacknuss». Befragt nach einem Lebensmotto, sagt er im Interview: «Stets guter Laune bleiben, was auch immer geschehen mag.»

Die EDU Schweiz führt Gafners Erfolg in einer Mitteilung vom Montag auf die vielen Listenverbindungen zurück, welche die EDU Kanton Bern bei den Wahlen einging. Doch «Gott sei Dank» sei es auch gelungen, der Bevölkerung aufzuzeigen, wofür die EDU stehe, nämlich für eine beständige Politik als christlich-konservative Kraft.

Mit nicht weniger als sechs Einmann- oder Kleinstparteien ging die EDU Kanton Bern eine Allianz ein. Diese Listengruppe kam auf 329'742 der total 8'250'302 Parteistimmen, welche im Kanton Bern abgegeben wurden. Das sind knapp vier Prozent, was für einen von 24 Sitzen reichte. «Knapp», wie der Berner EDU-Präsident Peter Bonsack sagt.

Gafner vermochte dank dieser Listenverbindungen Prominente zu schlagen wie den Berner CVP-Gemeinderat Reto Nause (23'972 Stimmen), den früheren Berner Grossratspräsidenten Marc Jost (EVP) aus Thun (18'923 Stimmen) und den Initianten der Hornkuh-Initiative, Armin Capaul (21'510 Stimmen). Gafner kam auf 13'885 Stimmen.

Obwohl er dem bernischen Grossen Rat nicht angehört, besetzte Gafner auf der EDU-Liste den ersten Platz, vor den Kantonsparlamentariern der EDU. Den Spitzenplatz habe Gafner bekommen, sagt Bonsack, weil der Meisterlandwirt aus Oberwil schon bei den Wahlen 2015 nur knapp hinter dem früheren Belper Nationalrat Andreas Brönnimann den zweiten Platz belegt habe.

Zudem hätten die EDU-Grossratsmitglieder nicht an die Spitze gedrängt. Brönnimann wurde bei den Wahlen 2011 nicht wieder in den Nationalrat gewählt, worauf die EDU acht Jahre lang nicht mehr unter der Bundeskuppel präsent war.

Erneut vertritt nun ein Berner die EDU im Nationalrat, obwohl diese Partei in elf Kantonen antrat. Die EDU Kanton Bern sei gesamtschweizerisch gesehen schon lange die stärkste Sektion, sagt Bonsack.

Sie sei im Kanton Bern in vielen Dörfern präsent und habe immer wieder Gemeindepräsidenten gestellt. Eine Rolle spiele auch, dass die EDU in Freikirchen verankert sei - so wie Andreas Gafner, der Mitglied der Freien Missionsgemeinde Oberwil ist.

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