Nach der Panne bei den Stadtparlamentswahlen in St. Gallen werden Massnahmen gefordert, darunter der Einsatz einer Plausibilitäts-Software.
Am Freitagabend wird die Rathausunterführung am Bahnhof St.Gallen wieder geöffnet.
Über die Wahlpanne wurde am Montagabend im St. Galler Rathaus informiert. - keystone

Nach der Panne bei den Stadtparlamentswahlen in der Stadt St. Gallen sind Massnahmen gefragt. Vorgeschlagen wird unter anderem der Einsatz einer Plausibilitäts-Software. Beim Kanton hat man damit bereits Erfahrungen gesammelt.

Eigentlich sind es gleich zwei Fehler, die am Sonntagabend beim Stimmenzählen in der Stadt St. Gallen passiert sind. Zuerst wurde die Anzahl der unveränderten Wahlzettel der FDP falsch ins System eingegeben. Statt 1170 sind 2507 Wahllisten erfasst worden.

Daraus entstand die falsche Sitzverteilung.

Als Massnahme gegen dieses «menschliche Versagen» wird nun die Einführung des Acht-Augen-Prinzips beim manuellen Erfassen der Wahlzettel eingeführt, wie der Präsident des Stimmbüros, Andreas Vögeli, bereits am Montagabend ankündigte.

Fehler trotz auffälligen Resultats

Der zweite Fehler geschah, weil niemand von den neun bis zehn Personen im Stimmbüro trotz des auffälligen Resultats eine Nachkontrolle verlangte. Erst am folgenden Montagvormittag entschied sich Vögeli zu einer Überprüfung.

Er habe wegen des Resultats ein ungutes Gefühl gehabt, begründete er. Am Dienstag hat nun Vögeli als weitere Folge der Panne sein Amt als Präsident des Stimmbüros niedergelegt, wie die Stadt mitteilte.

Gleichzeitig kündigte der Stadtrat eine externe Untersuchung zur Klärung der Fehler an.

Plausibilitäts-Software als Lösungsansatz

Zu den zahlreichen Reaktionen, die die nachträgliche Korrektur der Sitzverteilung seit Montagabend auslöste, gehört eine Medienmitteilung der Grünliberalen. Sie schlagen vor, dass die Stadt künftig eine Plausibilitäts-Software einsetzen sollte.

Das ungewöhnliche Verhältnis von unveränderten zu veränderten Listen hätte im Rahmen einer Plausibilitätskontrolle auffallen müssen, schrieb die GLP. Der Kanton St. Gallen setzt dafür bereits eine entsprechende Software ein.

van Spyk St.Gallen
Dass es sie gibt, bestätigt der St. Galler Staatssekretär Benedikt van Spyk, und dass sie vor allem bei Abstimmungen zum Einsatz kommen. - Kanton St.Gallen

«Deren Einsatz wäre auch in der Stadt St. Gallen prüfenswert», so ihre Aussage. Hätte eine solche Software tatsächlich geholfen? Der St. Galler Staatssekretär Benedikt van Spyk bestätigt zwar, dass es diese gibt und sie hauptsächlich bei Abstimmungen zum Einsatz kommt.

Ausgangslage bei Wahlen ist anders

Bei Wahlen sei jedoch die Ausgangslage anders: Es gebe viel mehr Daten und einen Vergleich mit anderen Gemeinden wäre nicht möglich gewesen. Der Einsatz von Plausibilitäts-Software sei bei Abstimmungen sinnvoll – «bei Wahlen wäre ich sehr vorsichtig» fasst er zusammen.

Vor Bekanntgabe von Wahlresultaten herrscht jeweils ein grosser Druck, die Ergebnisse rasch zu präsentieren. Bei einer Verspätung gibt es sofort viele Anrufe und Mails.

Entscheidend bleibt deshalb die Qualitätskontrolle – und die Verbesserung von Prozessen.

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