Prüfungen an Aargauer Schulen sollen ab 3. Klasse benotet werden

Keystone-SDA Regional
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Aarau,

Aargauer Schulen sollen ab der dritten Klasse wieder Noten einführen, beschloss der Grosse Rat.

Schule
Schüler arbeiten mit Tablets. (Symbolbild) - keystone

An den Aargauer Schulen soll es ab der dritten Klasse bei Prüfungen wieder Noten geben. Der Grosse Rat hat am Dienstag eine entsprechende Motion mit 71 zu 64 Stimmen überwiesen. Die Regierung hätte das «komplexe Thema» lieber erst einmal in einer Gesamtschau geprüft.

Es sei anspruchsvoll, in der Debatte rund um Noten und Zeugnisse konsensfähige Lösungen zu finden, hatte der Regierungsrat im Vorfeld der Ratssitzung festgehalten. Zielführende, konsistente Vorschläge liessen sich nur mit einer gesamthaften Betrachtung erarbeiten.

Dies war dem Grossen Rat aber zu vage. Er sprach sich nach intensiver Debatte gegen den Wunsch des Regierungsrates aus, die Motion in ein unverbindlicheres Postulat abzuschwächen.

Es handle sich bereits um einen etwas abgespeckten Vorstoss, sagte Martin Bossert (EDU/SVP). Denn im vergangenen Jahr lag eine Motion vor, die Prüfungsnoten ab der ersten Klasse gefordert hatte.

Als sich zeigte, dass das Anliegen so nicht mehrheitsfähig sei, hätten sie den Vorstoss zurückgezogen, um ihn zu überarbeiten, sagte Bossert.

Die Argumente für und gegen Notengebung

Nun sprach sich der Grosse Rat dafür aus, dass die Prüfungen ab der dritten Klasse wieder benotet werden sollen. Würden die Tests weiterhin mit Sternchen, Smileys oder Farben statt Noten bewertet, seien die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern verunsichert.

Zudem seien ohne klar bewertete Prüfungen am Ende die Noten im Zeugnis gar nicht nachvollziehbar. «Noten sind für alle klar, sie enthalten keinen Spielraum für Interpretationen», sagte Bossert.

Uriel Seibert
Uriel Seibert, Grossrat EVP Bezirk Kulm. - z.V.g.

Jeanine Glarner (FDP) ergänzte, dass Bewertungen in Worten gerade für bildungsferne Eltern oder Eltern mit Migrationshintergrund schwer verständlich seien.

Es gebe natürlich schlechte Beispiele von Schulen ohne Noten, räumte EVP-Grossrat und Lehrer Uriel Seibert (EVP) in der Debatte ein. Aber es gebe auch sehr gute Umsetzungsvarianten. Diese würden beim Festhalten an einer Motion verhindert.

Die Kritik an der Entscheidung

Er plädierte vergeblich für eine Umwandlung in ein Postulat: «Lassen Sie uns erst einen Entscheid fällen, wenn eine Gesamtschau vorliegt».

Jürg Baur (Mitte) bezeichnete den Notenzwang als «Rückschritt für die Volksschule». Mit dem Lehrplan 21 werde der Fokus auf den Erwerb von Kompetenzen gelegt.

Nur eine breit gefächerte Beurteilung könne der Komplexität des Lernens gerecht werden. «Eine Note sagt nicht aus, was Schülerinnen und Schüler können oder nicht können».

Eine Note täusche Genauigkeit bloss vor, kritisierte Alain Burger (SP). Eine Vier könnte je nach Lehrperson oder je nach Klasse und deren Lernstand auch eine Drei oder eine Fünf sein.

Annetta Schupisser (GLP) wies zudem darauf hin, dass die Lehrpersonen bei einem Notenzwang in ihrer Arbeit eingeschränkt würden. Mehrere Rednerinnen und Redner warnten denn auch davor, dass gerade motivierte Lehrpersonen bei einem Notenzwang in einen anderen Kanton abwandern könnten.

Weitere Vorstösse zur Schulbewertung

Auf der Traktandenliste der Grossrats-Sitzung standen zwei weitere Vorstösse rund um Schulnoten und Schulzeugnisse. SVP, FDP, EVP und EDU regten an, dass die Kinder im ersten Zyklus – also vom Kindergarten bis zur zweiten Klasse – einheitlich beurteilt und bewertet werden.

Heute werden sie im Kindergarten mit Einschätzungsbögen zu den Kompetenzen beurteilt, in der 1. Klasse werden sie in Worten bewertet und in der 2. Klasse gibt es Zeugnisse mit Noten.

Diese verschiedenen Formen führten zu Verwirrungen und Unsicherheiten bei den Eltern, brachten die Postulanten vor.

Die FDP brachte in einem weiteren Postulat zudem die Idee auf, dass die Jahreszeugnisse durch aussagekräftige Rückmeldungen über die erworbenen Kompetenzen und den Leistungsstand ergänzt werden.

Diese beiden Vorstösse muss die Regierung nun prüfen. Die in der Motion geforderten Prüfungsnoten ab der dritten Klasse muss sie zwingend umsetzen.

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